Vladimir Prelog erhielt 1975 den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen über die Stereochemie organischer Moleküle und Reaktionen, das heisst über die Beziehung zwischen der Struktur eines Stoffs und seiner Reaktivität. Ein wichtiger Bereich seiner Forschung betraf chirale Moleküle. Das Wort „chiral“ ist vom griechischen Wort für „Hand“ abgeleitet. Chirale Moleküle können in zwei verschiedenen, spiegelbildlichen Formen auftreten, so wie die rechte Hand sich von der linken unterscheidet. Prelog führte bedeutende Forschungsarbeiten zu Reaktionen zwischen chiralen Molekülen durch, die für das Verständnis biologischer Prozesse von grundlegender Bedeutung sind.
In der pharmazeutischen Industrie sind 56% der derzeit verwendeten Arzneimittel chirale Moleküle. Rund 88% davon werden als racemische Mischungen vermarktet, also als Mischung, die beide Formen des chiralen Moleküls enthält. Obwohl die beiden Formen chiraler Arzneimittel dieselbe Reihenfolge und chemische Verknüpfung von Atomen aufweisen, können sie im Stoffwechsel eines Lebewesens sehr unterschiedlich wirken! Um die beiden Formen strikt voneinander zu trennen, muss allerdings viel Aufwand betrieben werden, und dies ist nicht immer wirtschaftlich. Deshalb sind beispielsweise die allermeisten Ibuprofen-Präparate racemische Mischungen, obwohl nur die (S)-Form die gewünschte pharmakologische Aktivität (Schmerzmittel) hat, während die (R)-Form inaktiv ist.
Übrigens: Gewisse chirale Moleküle können wir mit der Nase unterscheiden! Mehr darüber erfährst du im Artikel Weihnachtsduft.