Von der anorganischen Chemie zu biologisch aktiven Naturstoffen
Paul Karrer wurde 1889 in Moskau als Sohn Schweizer Eltern geboren. Die Familie kehrte 1892 in die Schweiz zurück, und Karrer wurde an einer Kantonsschule im Aargau unterrichtet. Anschliessend studierte er Chemie an der Universität Zürich, wo er vom Nobelpreisträger Alfred Werner betreut wurde. Nach Abschluss seiner Doktorarbeit 1911 konzentrierte er sich hauptsächlich auf die anorganische Chemie und zog nach Frankfurt am Main, um seine Forschungsrichtung zu ändern. Während seiner Arbeit im Labor von Paul Ehrlich – dem Nobelpreisträger, der als Begründer der modernen Chemotherapie gilt – entwickelte er ein Interesse an biologischen und medizinischen Anwendungen. Im Jahr 1918 kehrte Karrer nach Zürich zurück und wurde anschliessend zum Professor für Chemie sowie zum Direktor des Chemischen Instituts ernannt. Er richtete den Schwerpunkt seiner Forschung auf biologisch aktive Naturstoffe aus.
Paul Karrer erhielt 1937 gemeinsam mit dem britischen Chemiker Norman Haworth den Nobelpreis für seine Untersuchungen zu Carotinoiden, Flavinen sowie den Vitaminen A und B2. Er verstarb 1971 im Alter von 82 Jahren, nach mehr als 40 Jahren Forschungstätigkeit an der Universität Zürich.
Wichtige Grundlagenforschung an Vitaminen und Farbstoffen
Paul Karrer führte umfangreiche Forschungen zu Naturstoffen durch, insbesondere zu organischen Verbindungen, die von Pflanzen produziert werden und oft biologische Aktivität aufweisen. Er spezialisierte sich auf Pflanzenfarbstoffe, insbesondere Carotinoide, die Karotten, Tomaten und bestimmten Früchten ihre charakteristischen Farben verleihen.
Paul Karrer gelang 1931 erstmals die bemerkenswerte Leistung, Vitamin A zu isolieren, was den Wissenschaftlern zuvor nicht gelungen war. Darüber hinaus klärte er die Struktur von Vitamin A sowie seinen Ursprung im menschlichen Körper auf.
Zusätzlich zu seinen Studien zu Carotinoiden widmete Paul Karrer einen Teil seiner Forschung den Flavinen. Insbesondere untersuchte er Riboflavin, auch bekannt als Vitamin B2, und leistete bemerkenswerte Beiträge auf diesem Gebiet, wie etwa die Bestimmung seiner Struktur im Jahr 1933 und die Entdeckung von Methoden für die Produktion in grossem Massstab.
Diese Forschungsleistungen von Paul Karrer stellten bedeutende Meilensteine in der chemischen und biologischen Grundlagenforschung dar und trugen auch zur Entwicklung der florierenden chemischen Industrie in der Schweiz bei.