Erde & Umwelt

Worauf achtest du beim Einkaufen?

Gefüllter Einkaufswagen im Supermarkt

Bild: CanStockPhoto

Die Produktion von Lebensmitteln ist für viele Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher kann man beim Kaufen von klimafreundlichen Lebensmitteln zum Klimaschutz beitragen. Doch für viele Menschen sind auch Aspekte wie Tierwohl, Müll vermeiden, Regionalität und Gesundheit wichtig. Auf welche Widersprüche kann man dabei stossen? Wie findet man trotzdem klimafreundliche Produkte, welche die verschiedenen Bedürfnisse erfüllen?

Kuh und Schaf auf einer Alpweide

Die Produktion von Bio-Fleisch ist gut für Tiere und Natur, doch Fleisch hat generell eine schlechtere Klimabilanz als pflanzliche Lebensmittel. Bild: CanStockPhoto

Bio-Fleisch oder Fleisch aus Massentierhaltung?

Wem gesunde und glückliche Tiere und eine intakte Natur wichtig sind, der greift beim Fleisch zur Bio-Ware. Denn für diese wird allgemein mehr Wert auf eine artgerechte Tierhaltung gelegt, und es werden weniger Antibiotika verabreicht als bei Massentierhaltung. Sogar die Natur kann von den Nutztieren profitieren, zum Beispiel wenn eine Landschaft dank schonender Beweidung abwechslungsreich bleibt und so der Artenvielfalt dient. Die Haltung von Nutztieren für Fleisch in Bio-Qualität verlangt jedoch viel Weidefläche. An Standorten, die auch für den Ackerbau genutzt werden könnten, ist das eine direkte Konkurrenz für die Getreideproduktion.

Die Klimabilanz variiert zwischen Fleischarten. Rind hat beispielsweise eine viel schlechtere Bilanz als Poulet. Je nach Produkt kann die Bilanz für Bio-Fleisch mal besser und mal schlechter ausfallen. Doch letztlich haben alle Fleischprodukte im Vergleich mit pflanzlichen Produkten eine schlechte Klimabilanz. Eine klimafreundliche Alternative ist es daher, sich vorwiegend pflanzlich zu ernähren und nur selten Fleisch zu essen – dafür dann Bio-Fleisch, das natur- und tierfreundlich produziert wurde.

In Plastikfolie eingeschweisste Salatgurken

Plastikverpackungen machen Gemüse länger haltbar und verhindern so Foodwaste. Bild: CanStockPhoto

Plastik versus Foodwaste

Das Vermeiden von Müll ist ein wichtiger Beitrag zur Schonung von Ressourcen und ist vielen Leuten beim Einkaufen wichtig. Deshalb meiden sie in Plastik verpackte Lebensmittel wie Gemüse. Doch Plastikverpackungen haben den grossen Vorteil, dass sie Lebensmittel vor Sauerstoff, Schimmel und verschiedenen anderen Keimen schützen, wodurch sie länger haltbar sind und Foodwaste verringert wird. Weggeworfene, also „umsonst“ hergestellte Lebensmittel, sind ein grosses Problem fürs Klima. Allein in der Schweiz landen aus verschiedenen Gründen jährlich rund 2.6 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne. Vor allem bei Waren mit langen Transportwegen schützen Verpackungen vor schnellem Verderben und Beschädigungen. Wer sowohl Müll als auch Foodwaste und somit unnötige Treibhausgas-Emissionen vermeiden will, kauft am besten frische, unverpackte Lebensmittel aus der Region.

Reifende Tomaten im Gewächshaus

In der kalten Jahreszeit haben Gewächshaus-Tomaten aus der Schweiz eine schlechtere Klimabilanz als Freiland-Tomaten aus Italien. Bild: CanStockPhoto

Ist regional immer gut?

Lebensmittel aus der Region unterstützen die heimische Wirtschaft, was für viele ein Anliegen ist. Zudem sparen die kurzen Transportwege CO2. Doch regional ist nicht immer klimafreundlich: Schweizer Tomaten aus geheizten Gewächshäusern haben zum Beispiel eine schlechtere Klimabilanz als die aus Italien herantransportierten Freiland-Tomaten. Tiefgefrorene Pommes Frites, auch die aus einheimischen Kartoffeln, benötigen viel Energie für Verarbeitung und Lagerung. Prinzipiell haben diejenigen Lebensmittel die beste Klimabilanz, die mit wenig Energieaufwand produziert und verarbeitet werden und einfach gelagert werden können. Viel Energieverbrauch bei Herstellung und Lagerung kann mitunter mehr CO2 freisetzen als ein langer Transportweg. Hier zählt jedoch auch die Transportart: Am schlechtesten fürs Klima ist per Flugzeug transportierte Ware, und lange Lastwagen-Transporte sind schlechter als Schiffstransport. Allerdings gibt es keine Kennzeichnungspflicht. Bei regionalen Lebensmitteln weiss man, dass der Transportweg kurz war, doch Ananas wird zum Beispiel sowohl per Flugzeug als auch per Schiff transportiert. Dies kann man beim Kauf nicht erkennen.

Leinsamen und Chiasamen in einer Yin-Yang-förmigen Schale

Es gibt heimische Alternative zu ausländischen Superfoods, etwa Leinsamen statt Chia-Samen. Bild: CanStockPhoto

Gesunde Superfoods

Avocados, Chia-Samen oder Goji-Beeren gelten als „Superfoods“ mit besonders vielen Vitaminen, gesunden Fetten, Ballaststoffen oder Eiweissen, und werden daher gerne von gesundheitsbewussten Menschen konsumiert. Doch Superfoods bergen auch einige Nachteile für Mensch, Natur und Klima. Oft haben sie lange Transportwege hinter sich, zum Beispiel aus Mittel- und Südamerika. Beim Anbau werden teilweise in Europa verbotene Pestizide eingesetzt, die sowohl der Natur als auch den Bäuerinnen und Bauern schaden. Auch die Arbeitsbedingungen entsprechen in einigen Regionen nicht unseren Standards. Für Avocados wird mancherorts illegal Wald gerodet und enorm viel Wasser verbraucht. Zum Glück gibt es aber viele heimische Alternativen, die sowohl gesund als auch natur- und klimafreundlich sind. So enthalten Leinsamen etwa so viele Proteine und Ballaststoffe wie Quia-Samen, Johannisbeeren so viel Vitamin C wie Goji-Beeren und Baumnüsse so viele ungesättigte Fettsäuren wie Avocados.

Wer beim Einkaufen auf Art der Lebensmittel, Herstellung, Transport bzw. Herkunft und Lagerung achtet, kann also Produkte wählen, die eine gute Klimabilanz haben und gleichzeitig andere wichtige Punkte erfüllen. Mit saisonalen, regionalen und pflanzlichen Lebensmitteln macht man im Allgemeinen viel richtig.

Was ist eine Ökobilanz?

Mithilfe von Lebenszyklusanalysen wird die Ökobilanz von Produkten ermittelt. Dabei werden alle Auswirkungen auf Natur und Umwelt einberechnet – von der Produktion bis zur Entsorgung. Werden nur Treibhausgasemissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) einberechnet, handelt es sich um eine Klimabilanz. Wenn von einer CO2-Bilanz die Rede ist, sind in der Regel CO2-Äquivalente gemeint, bei denen die Emissionen von anderen Treibhausgasen in eine vergleichbare Menge CO2 umgerechnet wurden.

Erstellt: 02.03.2022
Mehr