Eine Gesellschaft kann sich nur nachhaltig entwickeln, wenn sie ihre Umwelt und Ressourcen so schonend wie möglich bewirtschaftet. Dazu gehört, dass man mit nicht nachwachsenden Rohstoffen sparsam umgeht und möglichst wenig Abfall verursacht – das ist grundsätzlich vielen Menschen bewusst. Aber was heisst das nun im Alltag? Wie lässt sich möglichst objektiv die Umweltfreundlichkeit der Produkte beurteilen, die wir einkaufen und verwenden?
Eine Lebenszyklusanalyse (auch LCA, von englisch „life cycle analysis“), versucht zu bestimmen, welchen Einfluss die Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines Produkts auf die Umwelt haben. Man nennt dies auch die Ökobilanz eines Produkts.
Beispiel: Ökobilanz von Tragetaschen, eine Studie der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt), 2014
Mit einer Lebenszyklusanalyse (LCA) versucht man zu bestimmen, welchen Einfluss ein Produkt im Laufe seines Lebens auf die Umwelt hat. Analysiert werden können alle möglichen Produkte wie Autos, Möbel, Smartphones oder Lebensmittel. Eine LCA der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat beispielsweise untersucht, welche Umweltauswirkungen Tragetaschen aus verschiedenen Materialien haben.
Ziel und Untersuchungsrahmen
Zu Beginn der LCA wurde als Ziel definiert, das ökologisch vorteilhafteste Modell zu identifizieren. Als Gegenstand der LCA wurden unter anderem Taschen aus neuem Plastik, recyceltem Plastik, Papier und Baumwolle ausgewählt. Zudem wurde festgelegt, dass die Produktion und der Transport der Rohstoffe, die Herstellung der Taschen sowie ihre Entsorgung analysiert werden sollen.
Methode und Untersuchungskriterien
Für die Analyse wurden 18 verschiedene Indikatoren gewählt, die den Einfluss der Taschen auf verschiedene Bereiche der Umwelt und Gesundheit festhalten. Darin enthalten sind zum Beispiel der Abbau der Ozonschicht, giftige Abfälle für Natur und Mensch, die genutzte Landfläche, Auswirkungen auf das Klima, Wassernutzung sowie (Über-)Düngung. Es wurde festgelegt, dass mit den 18 Indikatoren in drei grossen Bereichen – menschliche Gesundheit, Ökosysteme und Rohstoffe – ein Wert für jedes Taschenmodell berechnet werden soll, und zusätzlich ein zusammenfassender, abschliessender Wert.
Sachbilanz
In der Sachbilanz wurden alle wichtigen Zahlen zu den Umweltauswirkungen zusammengetragen, zum Beispiel Transport und Menge der Rohstoffe sowie Energieverbrauch bei der Herstellung der Tasche. Für die Entsorgung der Taschen gab es Gutschriften, wenn zum Beispiel bei der Verbrennung die freigesetzte Energie genutzt wird. Die verschiedenen Zahlen stammen meist von den Herstellern und werden in einer Datenbank zusammengefasst, mit der Forschungseinrichtungen wie die Empa arbeiten.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die Resultate der LCA zeigen, welchen Einfluss das Rohmaterial, die Herstellung und die Entsorgung der verschiedenen Taschen auf die gewählten Umweltaspekte hat. Die Baumwolltasche schnitt in allen Bereichen am schlechtesten ab. Beim Papier und neuem Plastik war das Ergebnis je nach Gesichtspunkt unterschiedlich. Laut Endergebnis ist der recycelte Plastikbeutel am umweltfreundlichsten. Neue Plastikbeutel sind 4.2-mal schlechter, Papierbeutel 7.4-mal schlechter und Baumwolltaschen ganze 82-mal schlechter als recycelte Plastikbeutel bezüglich ihrer Umweltauswirkungen.
Mithilfe von LCA können Produkte derselben Kategorie also gut miteinander verglichen werden. Ausserdem kann eine LCA Schwachstellen von bestimmten Produkten und Herstellungsprozessen aufzeigen. In der vorgestellten Studie hat die Baumwolltasche eine schlechte Bilanz, unter anderem da die Baumwollproduktion sich negativ auf die Umwelt auswirkt. Würde die Baumwolle nachhaltiger produziert werden, etwa ohne Pestizide und mit weniger Wasserverbrauch, hätten die Taschen eine insgesamt bessere Bilanz.
Verlässlichkeit einer Lebenszyklusanalyse
Natürlich ist es bei manchen Vorgängen schwer, genaue Werte für den Einfluss auf die Umwelt festzusetzen. Ausserdem können verschiedene Analysen für dasselbe Produkt unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen, da teilweise verschiedene Vorgehensweisen angewendet werden und selbst einheitliche Normen oft Spielraum lassen. Prinzipiell sind LCA aber zumindest ein wertvolles Werkzeug, um die Umweltauswirkungen von verschiedenen Produkten genau zu verstehen.
Weitere Beispiele von Lebenszyklusanalysen
- Ökobilanzen – eine Informationsseite von Agroscope (Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung)
- Fallstudien von ESU-services GmbH, einer Beratungsagentur im Bereich Nachhaltigkeit