Zellen & Moleküle

Wie kann Säure Farben verändern?

Fünf Glasröhrchen mit hellgrüner, blaugrüner, blauer, violetter und purpurfarbener Flüssigkeit

„Blue Chai“, der Aufguss aus den Blüten der Schmetterlingserbse, reagiert mit einem Farbwechsel auf unterschiedliche pH-Werte. Bild: Redaktion SimplyScience.ch

Manche Farbstoffe verändern ihre Farbe – je nachdem, ob man sie in eine saure, eine neutrale oder eine basische (alkalische) Flüssigkeit gibt. Man nennt sie auch pH-Indikatoren, denn sie zeigen mit ihrer Farbe den ungefähren pH-Wert der Flüssigkeit an. Hinter diesem Farbumschlag stecken kleine Änderungen an der chemischen Struktur des Farbstoffs!

Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine Flüssigkeit ist. Kurz gesagt ist er ein Mass für die Anzahl „Säureteilchen“ im Wasser. Man kann den pH-Wert mit Messgeräten genau bestimmen, aber für manche Anwendungen (z. B. Schnelltests in der Umwelt oder in einer Arztpraxis) nutzt man auch Papierstreifen mit einer Beschichtung, die je nach pH-Wert die Farbe ändert. Solche Farbstoffe nennt man pH-Indikatoren.

In der Natur kommen ebenfalls pH-Indikatoren vor, zum Beispiel eine Gruppe von blau-violetten Pflanzenfarbstoffen, die man Anthocyane nennt. Am Beispiel der Anthocyane lässt sich gut zeigen, warum pH-Indikatoren mit einer Farbveränderung auf Säure reagieren.

Säure verändert Strukturen

Vereinfachte chemische Struktur eines Anthocyans bei neutralem pH-Wert

Ein Farbstoff aus der Anthocyan-Gruppe in neutraler Lösung, z. B. Leitungswasser. Bild: Redaktion SimplyScience.ch

Vereinfachte chemische Struktur eines Anthocyans bei saurem pH-Wert

Ein Farbstoff aus der Anthocyan-Gruppe in saurer Lösung. Bild: Redaktion SimplyScience.ch

Beim Lösen einer Säure – zum Beispiel Zitronensäure – in Wasser entstehen zahlreiche freie „Säureteilchen“ (H+-Ionen, auch Wasserstoff-Ionen oder Protonen genannt). Manche Farbstoffe können Protonen in ihre Struktur einbinden; man sagt auch, sie werden protoniert.

Im Bild siehst du die vereinfachte Struktur eines Anthocyan-Moleküls: drei sechseckige Ringe, an denen mehrere Sauerstoffatome (mit O bezeichnet) hängen.

Beim Übergang von einem neutralen zu einem sauren pH-Wert hängt sich an zwei dieser O-Atome ein Proton, und die Doppelbindungen (doppelt gezogene Linien) verschieben sich im Molekül.

Dieser Vorgang kann umgekehrt werden: Wenn die Lösung neutralisiert wird, verliert der Farbstoff die Protonen wieder.

Farbe ist reflektiertes Licht

Illustration: Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben trifft auf Apfel, roter Lichtstrahl wird reflektiert und trifft auf menschliches Auge

Sonnenlicht besteht aus verschiedenen Wellenlängen. Ein farbiger Gegenstand absorbiert („verschluckt“) das meiste Licht und reflektiert nur bestimmte Wellenlängen. Das ist dann die Farbe, die wir sehen – der Apfel im Bild erscheint also rot. Bild: Ekaterina Siubarova - stock.adobe.com

Licht besteht aus verschiedenen Wellenlängen, die wir als unterschiedliche Farben wahrnehmen. Farbstoffe absorbieren („verschlucken“) einen Teil des Lichts. Die nicht absorbierten Wellenlängen werden reflektiert, und wir sehen sie als Farbe.

Indikatorfarbstoffe zeigen Säure an

Die oben beschriebene kleine Strukturänderung der Anthocyane in saurer Lösung führt dazu, dass der Farbstoff nun andere Wellenlängen des Lichts absorbiert.

Dies bedeutet auch, dass sich der reflektierte Bereich und damit die von uns wahrgenommene Farbe verschiebt: In neutraler Lösung wird blaues Licht reflektiert, in saurer Lösung purpurfarbenes oder violettes.

So kann man also aus der Farbe auf die innere Struktur des Farbstoffs schliessen – und damit auch sagen, ob er sich in einer sauren Umgebung (mit vielen Protonen) befindet oder in einer neutralen oder basischen Lösung.

Erstellt: 04.02.2025
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