Tiere & Pflanzen

Aus dem Leben einer Libelle

Eine Libelle bei der Reifehäutung

Eine Libelle bei der Reifehäutung. Die junge Libelle (hellgrün) hat sich schon teilweise aus der Larvenhülle (braun) herausgezwängt. Bild: M. Wilder / D. Messmer

Libellen gehören zu den ältesten Tiergruppen dieser Welt und haben spannende Eigenschaften. Hier erfährst du, was so ein räuberisches Insekt zwischen Schlüpfen und Sterben erlebt.

Libellen haben eigentlich zwei Leben: eines als Larve im Wasser und eines als erwachsenes Tier (Imago) in der Luft. Sie sind Insekten, die eine sogenannte Metamorphose durchlaufen, also einen Gestaltwandel. In unserer Galerie findest du eine Fotoserie zum Schlupf einer blaugrünen Mosaikjungfer-Libelle.

Wie Libellenlarven leben

Das Leben einer Libelle beginnt im Wasser. Libelleneier werden im Wasser abgelegt, und wenn die Larven aus dem Ei schlüpfen, befinden sie sich in einem Tümpel, Weiher oder Gartenteich. Sie ernähren sich räuberisch von anderen kleinen Lebewesen, wie Mückenlarven oder kleinen Kaulquappen. Die Unterlippe der Libellenlarven ist zu einer sogenannten Fangmaske mit einem ausgeklügelten Mechanismus umgebaut. So können sie ihre Nahrung erhaschen und festhalten. Um unter Wasser atmen zu können, besitzen die Larven einiger Libellenarten in ihrem Enddarm kleine Kiemenscheibchen. So können sie Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. Andere Libellenarten haben die Kiemen als Blättchen am Körperende.

Aus der Larve wird ein Flugkünstler

Während mehreren Jahren leben die Larven als gefürchtete Räuber in Gewässern und häuten sich dabei mehrmals. Libellen besitzen wie viele Insekten einen harten Panzer aus Chitin (eine Kohlenstoffverbindung). Dieser dient als „Aussenskelett“ und kann sich nicht ausdehnen. Die Larven müssen sich also häuten, um wachsen zu können.

Im Frühsommer klettern die Libellenlarven an einem Pflanzenstengel empor und aus dem Wasser. Die letzte Häutung beginnt, die sogenannte Reifehäutung. Aus der Larvenhülle (Exuvie genannt) schlüpft ein ausgewachsenes Insekt. Die Flügel entfalten sich, und nach einer kurzen Trocknungszeit fliegt die Libelle los.

Auch als erwachsene Tiere ernähren sich Libellen räuberisch. Sie sind sehr gewandte, elegante und schnelle Flieger. Auch ihr Sehsinn ist gut ausgeprägt. Das macht sie zu gefürchteten Jägern, die ihre Beute (meist andere geflügelte Insekten) in der Luft fangen. Übrigens besitzen Libellen keinen Stachel und können somit auch nicht stechen.

Anders als wir haben Libellen keine Lungen. Sie atmen wie alle Insekten mit sogenannten Tracheen. Das sind Hohlkanäle im Gewebe, durch welche die Luft strömt. Auch besitzen die Libellen kein Gefässsystem mit Venen und Arterien, sondern einen offenen Blutkreislauf (alle Organe „schwimmen“ im Blut).

„Paarungsrad“ von Libellen

„Paarungsrad“ von Libellenmännchen (blaues Tier) und Libellenweibchen (grünes Tier). Bild: Martin Fowler/Shutterstock.com

„Paarungsrad“ und Eiablage

Etwa zwei Wochen nach der Reifehäutung sind die Libellen geschlechtsreif, und die Partnersuche beginnt. Die Paarung findet oftmals in der Luft statt – Männchen und Weibchen formen dabei fliegend ein „Paarungsrad“.

Anschliessend macht sich das Libellenweibchen auf die Suche nach einem geeigneten Ort für die Eiablage. Manche Arten werfen dabei die Eier ins offene Wasser, andere stechen Pflanzenstengel an und legen die Eier einzeln hinein, oder sie legen sie im Wasser unter Steine. Nun haben die Libellen das Ziel ihres Lebens erreicht und das Fortbestehen ihrer Art gesichert. Nach einigen Wochen oder Monaten sterben sie.

Heute sind ungefähr 4’700 Libellenarten bekannt, etwa 80 davon leben bei uns in der Schweiz. Libellen sind fast auf der ganzen Welt zu finden, jedoch immer in der Nähe von Gewässern. Viele dieser faszinierenden Flugkünstler gehören heute zu den bedrohten Arten, da ihr Lebensraum immer mehr verschmutzt wird oder ganz verschwindet.

Erstellt: 28.01.2013

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