Körper & Gesundheit

Viren: Winzige Krankheitserreger mit cleveren Strategien

Virus bei der Infektion einer Zelle

Illustration eines Virus (grün) bei der Infektion einer Zelle. Bild: CanStockPhoto

Grippe, Masern, Kinderlähmung oder AIDS – all diese Krankheiten werden von Viren ausgelöst. Während einige Viruserkrankungen nach kurzer Zeit von selbst abklingen, sind andere weitaus gefährlicher und können selbst bei bester medizinischer Versorgung tödlich verlaufen. Denn nur wenige Viren lassen sich direkt mit Medikamenten bekämpfen, und nicht gegen alle gibt es Impfungen.

Viren sind winzige Partikel, welche die Zellen von Lebewesen infizieren können (Was ist ein Virus?). Sie dringen auf raffinierte Weise in unsere Körperzellen ein und bringen sie dazu, weitere Viren herzustellen und im Körper zu verteilen. Dies zerstört die Zellen oder hindert sie zumindest daran, ihre normale Stoffwechselfunktion zu erfüllen: Wir werden krank.

Anderes Virus, andere Krankheit

Klassische von Viren verursachte Krankheiten sind die Grippe sowie die Kinderkrankheiten Mumps, Masern und Röteln. Doch so ungefährlich der Name „Kinderkrankheiten“ auch klingen mag, viele dieser Virusinfektionen sind sehr gefährlich.

Masern werden durch das hoch ansteckende Masernvirus hervorgerufen und betreffen vor allem Kinder. Zu den Symptomen gehören die typischen roten Hautflecken, begleitet von Fieber und einem schlechten Allgemeinzustand. In manchen Fällen können auch lebensbedrohliche Lungen- oder Hirnentzündungen auftreten.

Das Poliovirus ist der Verursacher der Kinderlähmung (Poliomyelitis). Dieses Virus wird über den Mund aufgenommen, vermehrt sich im Nasenrachenraum und im Verdauungstrakt und wird anschliessend über die Blutbahn im Körper verteilt. Bei circa 1 % der Infektionen befallen die Viren Nervenzellen, vorzugsweise solche, die für die Kontrolle der Muskulatur zuständig sind. Dies kann dazu führen, dass die Nervenzellen ihre normale Funktion nicht mehr ausführen und das Kind gelähmt wird, meist an den Beinen. So kommt es zum gefürchteten Krankheitsbild der Kinderlähmung.

Ein weiteres gefährliches Virus, das bei Erwachsenen hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird, ist das Menschliche Immunschwäche-Virus (HIV). Das HI-Virus verursacht die Krankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, auf Deutsch: erworbenes Immundefektsyndrom). Im Verlauf einer HIV-Infektion werden die wichtigen T-Helferzellen des Immunsystems zerstört. Dies führt zu einer Schwächung des Immunsystems und schliesslich zur Entstehung von AIDS. Bei AIDS-Patienten treten verstärkt infektiöse Krankheiten auf, da das geschwächte Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, den Körper vor Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten zu schützen. Da es sich bei AIDS um einen schweren Immundefekt handelt, der nicht behandelt werden kann, führt die Krankheit über lange Zeit zum Tod.

Der Kampf gegen die Viren

Die Bekämpfung von Viruserkrankungen ist schwierig, da es bisher kaum Medikamente gibt, um Viren gezielt unschädlich zu machen. Gerade Antibiotika wirken nicht, da diese Medikamente ausschliesslich in den Stoffwechsel von Bakterien eingreifen. Die Forschung arbeitet deshalb an Medikamenten, welche die Viren zum Beispiel daran hindern, in Körperzellen einzudringen.

Den einzigen wirksamen Schutz vor Viruserkrankungen bieten Impfungen. Sie verhindern den Ausbruch einer viralen Krankheit, indem sie das Immunsystem sozusagen schon vor dem ersten Kontakt mit dem Virus auf dessen Abwehr trainieren. Die Masern sind aufgrund eines umfangreichen Impfprogramms in Amerika so gut wie ausgerottet; in Europa sind sie stark zurückgegangen, während sie jedoch in afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern eine häufige Infektionskrankheit sind, an der weiterhin viele Kinder sterben. Auch gegen das Poliovirus gibt es eine wirksame Schutzimpfung, die in den nächsten Jahrzehnten sogar zur weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung führen könnte. Allerdings ist das Virus in Ländern wie Nigeria, Pakistan und Afghanistan immer noch heimisch, wird sporadisch in andere Regionen verschleppt und kann dort ungeimpfte Menschen infizieren.

Erfolgreich ausgerottet: Die Pocken

Die einzige Krankheit, die man durch Impfen schon vollständig ausrotten konnte, sind die Pocken. Diese Viruskrankheit kostete in den vergangenen Jahrhunderten Millionen von Menschenleben.

In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Menschen auf der ganzen Welt gegen Pocken geimpft. Den letzten Pockenkranken gab es 1977. Danach, im Jahr 1980, erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Pocken für ausgerottet. Heute findet man Pockenviren – eingefroren in flüssigem Stickstoff – nur noch in wenigen, speziellen Forschungslaboren.

Übrigens wurde das Impfen auch an den Pocken entdeckt. Der Engländer Edward Jenner infizierte im 19. Jahrhundert einen Achtjährigen Jungen mit den für Menschen ungefährlichen Kuhpocken. Danach steckte er das Kind mit Menschenpocken an – und der Junge wurde nicht krank! Dieses Experiment wäre heute natürlich nicht mehr erlaubt, schliesslich hätte es auch schief gehen können. Aber zeigte: Mit Impfungen kann der Ausbruch einer Krankheit verhindert werden.

Leider gibt es längst nicht gegen jedes gefährliche Virus eine wirksame Schutzimpfung; beispielsweise kann man sich weder gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 noch gegen HIV impfen lassen.

Es bleibt, sich wo immer möglich vor einer Infektion zu schützen. Gerade bei HIV ist dies verhältnismässig einfach möglich, indem insbesondere die Safer-Sex-Regeln beachtet und beim Geschlechtsverkehr Kondome benutzt werden. Unter ärztlicher Kontrolle ist es auch möglich, antiretrovirale Medikamente präventiv einzunehmen. Dies nennt man Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP). Dadurch kann man sich vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr schützen (aber nicht vor anderen Krankheiten).

Im Falle einer Infektion mit dem HI-Virus kann eine Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten die Zahl der Viren im Blut stark reduzieren. Dies verbessert den Gesundheitszustand der infizierten Person bedeutend, und sie kann das Virus nicht mehr übertragen. Sie wird dadurch jedoch nicht geheilt; wenn die Behandlung abgebrochen wird, vermehrt sich das Virus wieder.

Erstellt: 26.09.2014
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