Brillen, Bierflaschen, Lupen, Trinkgläser, Spiegel, Glasfaserkabel ... All diese nützlichen Dinge gäbe es nicht ohne Glas. Das durchsichtige Wundermaterial besitzt viele spannende Eigenschaften. Es wird aus natürlichen Materialien hergestellt (hier erfährst du mehr über die Herstellung von Glas), erträgt hohe Temperaturen und kann mit Chemikalien fast nicht zerstört werden. Glas ist ein guter Isolator, es leitet Wärme und Strom sehr schlecht. Wird Glas erhitzt, lässt es sich gut und einfach formen. Nach dem Abkühlen behält es seine Form und ist stabil. Aber wie du sicher weisst, zerbricht Glas manchmal in tausend Stücke, man muss also etwas vorsichtig umgehen mit den gläsernen Dingen.
Die auffälligste Eigenschaft von Glas ist jedoch seine Durchsichtigkeit.
Warum kann man durch Glas eigentlich hindurchsehen?
Glas ist physikalisch gesehen eine „erstarrte Flüssigkeit“. Heisses, flüssiges Glas kühlt so schnell ab, dass für die „Kristallisation“ keine Zeit bleibt. Das heisst, das Glas wird fest, ohne dass sich die gelösten Teilchen in einer dichten, regelmässigen Gitterstruktur (wie bei einem Kristall) anordnen können. Sie bilden ein lockeres Netz. So bleibt für die meisten Lichtstrahlen genug Platz, um hindurch zu kommen, ohne zurückgeworfen zu werden. Ausserdem ist in den Glasmolekülen die Bindung zwischen den Atomen und ihren Elektronen (winzige, negativ geladene Teilchen, die den Atomkern umgeben) sehr stark. Die Elektronen können nicht einfach herumschwirren und dabei eintretende Lichtteilchen beeinflussen. Die Lichtstrahlen bewegen sich fast ungehindert durch das Glas hindurch – allerdings nur, solange das Glas eine glatte Oberfläche besitzt.
Glas-Plastik-Sandwich und Lichttransport
Gibt man bei der Glasherstellung zusätzliche Stoffe zum Glasgemisch, kann man die Eigenschaften des Glases verändern. Das dicke, funkelnde Bleiglas von Kristallgläsern zum Beispiel entsteht durch die Zugabe von Bleioxiden. Kugelsicheres Panzerglas hingegen besteht eigentlich aus mehreren ganz normalen Glasscheiben. Der Trick ist, dass zwischen den Scheiben eine extrem reissfeste Folie verklebt ist, also ein „kugelsicheres Glas-Plastik-Sandwich“. Und bei Milchglas wird Milch zum Glasgemisch gegeben? Nein, Milchglas hat seinen Namen von der weisslichen Färbung. Entweder wird die Oberfläche aufgeraut (zum Beispiel durch Sandstrahlen), oder Stoffe wie Zinnoxid oder Fluoride werden dem Glasgemisch zugegeben, um ein trübes, undurchsichtiges und trotzdem lichtdurchlässiges Glas zu erhalten.
Glas lässt sich auch als Faser verwenden, zum Beispiel als Glaswolle zur Wärme- und Schalldämmung. Als Lichtleiter sind Glasfasern ebenfalls sehr geeignet, denn in ihnen kann sich Licht super ausbreiten. Am Rand der Faser wird das Licht stark gebrochen; so bleibt es im Faserinnern „gefangen“ und wird in Zickzack-Linie in Faserrichtung weitergeleitet. So findet zum Beispiel die optische Datenübertragung mittels Lichtwellen in Glasfaserkabeln statt. Auch als Beleuchtung, in der Medizin und zum Transport von Laserstrahlen werden Glasfaserkabel eingesetzt.
Altglas ist ein wichtiger Rohstoff!
Ganz wichtig bei der Glasherstellung heutzutage ist das Recycling-Glas. Altglas macht einen grossen Teil des Rohstoff-Gemenges bei der Glasherstellung aus. Die Scherben schmelzen leichter als das restliche Zutatengemisch, und so können viel Energie und natürlich Rohstoffe gespart werden.
Wichtig ist dabei das richtige Sammeln von Altglas. In der Schweiz gibt es Container für weisses, braunes und grünes Glas. Andersfarbiges Glas gehört in den grünen Sammelcontainer, denn die grüne Farbe ist am wenigsten empfindlich gegenüber fremden Farbeinflüssen. Es ist auch wichtig, dass nur die richtigen Glassorten gesammelt und verwendet werden. Laborgläser, Bleigläser und andere Spezialgläser sind wegen ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften ungeeignet. Bevor das Altglas also eingeschmolzen wird, muss es von Hand und maschinell sorgfältig aussortiert werden.
Eingesetzt wird Altglas vor allem für die Produktion von Glaswolle (bis zu 80% ist Altglas) und Behälterglas. Glasflaschen bestehen im Schnitt aus 60% Altglas, grüne Flaschen sogar aus bis zu 90%. Glasrecycling ist also eine sehr wichtige, nützliche und umweltschonende Sache!