Orientierung dank Sinnesorganen – unser Fenster zur Welt
Wo befinde ich mich gerade, und was geschieht in diesem Augenblick? Sinneseindrücke helfen unserem Körper, diese Fragen zu beantworten und die Orientierung zu behalten. Tag und Nacht empfangen wir fortlaufend haufenweise Reize und Stimulationen aus der Umwelt, die wir dank speziellen Nervenzellen – den Sinneszellen – wahrnehmen. Diese Informationen werden über Nervenbahnen ins Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. Wie dies genau geschieht, kannst du hier nachlesen. Durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten nehmen wir also unsere Umwelt war. Ausserdem hilft uns unser Gleichgewichtssinn zu erkennen, wo oben und unten ist, unseren Körper in Balance zu halten und Augen- und Kopfbewegungen zu kontrollieren.
Und wenn ein Sinn ausfällt?
Wir brauchen also unsere Sinne, um uns zu orientieren und unseren Körper sicher durch die Welt zu navigieren. Doch was passiert, wenn ein Sinn ausfällt, zum Beispiel der Sehsinn? Bei blinden Menschen müssen die anderen Sinne die Augen ersetzen. Gehör- und Tastsinn werden dann oft besonders sensibel und speziell gut trainiert. Ein Blindenstock hilft den Menschen, die Fläche vor ihnen abzutasten und Hindernisse zu erkennen. Auch haben manche Blinde speziell ausgebildete Blindenhunde, die ihnen den Alltag erleichtern. Und Blinde können sogar lernen, sich mit dem Echo von Geräuschen zu orientieren – ähnlich wie Fledermäuse.
Die Welt „erschnalzen“
Mit der Zunge schnalzend oder Klickgeräusche produzierend, laufen manche Blinde durch die Stadt. So senden sie Schallwellen aus, die von Häusern, Mauern und Autos zurückgeworfen werden. Man nennt dies „Echoortung“, denn je nach Hindernis klingt das produzierte Echo ein wenig anders. Das spezielle Echomuster verrät den Blinden, dass sich hier zum Beispiel eine enge Gasse oder ein grosser, freier Platz befindet. Sie können sich ihre Umgebung „erschnalzen“ und sich wie Sehende eine „innere Karte“ basteln, an der sie sich orientieren.
Orientierungsverlust bei Alzheimer-Patienten
Auch Menschen, die an einer Demenzerkrankung wie Alzheimer leiden, müssen mit Orientierungslosigkeit kämpfen. Das Verschwinden ihres Gedächtnisses und der Fähigkeit Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, beeinträchtigt auch ihre Fähigkeit, sich im Raum zu orientieren. Alzheimer-Patienten können sich keine neuen Wege merken, da sie sich nicht an neue Landmarken erinnern können. Neuere Studien haben gezeigt, dass sich Alzheimer-Patienten am besten zurecht finden, wenn das Pflegeheim ähnlich gebaut ist, wie die von ihrer Jugend her vertrauten Gebäude, da sie sich an weit zurückliegende Erlebnisse besser erinnern können. Moderne Bauten mit offenen Gemeinschaftsräumen oder mit Rundwegen sind verwirrend, da die Funktion der Räume gar nicht erkannt wird bzw. die Richtung des Wegs sich zu häufig ändert.
Insgesamt kann man also sagen, dass wir uns dank einem Zusammenspiel von Gehirn und Meldungen der Sinnesorgane in unserer Umgebung zurechtfinden. Arbeiten ein Sinn oder das Gehirn nicht mehr richtig, wird die Orientierung für uns schwieriger und wir brauchen Hilfe.