In Tausenden von Jahren der Evolution hat der Mensch – wie alle anderen Lebewesen auf der Erde – sich so entwickelt, dass er immer optimal an die Gegebenheiten auf der Erdoberfläche angepasst war. Temperatur, Sauerstoffgehalt der Atmosphäre und die Schwerkraft unseres Planeten bieten uns seit Generationen ideale Lebensbedingungen. Ganz anders sieht es aber aus, wenn sich Menschen auf eine Expedition in den Weltraum begeben, denn dort herrschen harte Bedingungen. Am eindrücklichsten ist wohl die Schwerelosigkeit: der Zustand, in dem keine Gewichtskraft auf einen Körper wirkt.
Wie Schwerelosigkeit den Körper verändert
Astronauten können das Leben ohne Schwerkraft durchaus über eine gewisse Zeit verkraften, aber der Körper muss dabei einige Anpassungen durchmachen. Viele Astronauten erleben Symptome der sogenannten Raumkrankheit, wenn ihr Körper von seiner normalen Umwelt auf der Erde in die Schwerelosigkeit versetzt wird. Ähnlich wie bei der Seekrankheit treten dabei Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Dies ist die Folge einer Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr.
Um die Langzeiteffekte der Schwerelosigkeit auf den Körper zu untersuchen, führte die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA einen Versuch mit den eineiigen Zwillingen Mark und Scott Kelly durch. Während Scott fast ein Jahr auf der internationalen Raumstation verbrachte, blieb sein Bruder Mark auf der Erde zurück. Vor, während und nach dem Raumflug wurden möglichst viele physiologische Parameter an den Zwillingen untersucht, um ein umfassendes Bild zu erhalten, wie stark der Körper im Weltall belastet wird. Aus dieser Studie wurden interessante Erkenntnisse gewonnen: Der Calcium-Metabolismus der Knochen war gestört, und die Knochendichte nahm im Weltall stark ab. Das Immunsystem des Astronauten Scott hingegen reagierte im Weltall gleich auf eine Grippeimpfung wie dasjenige seines Zwillings Mark auf der Erde, und auch die Darmflora veränderte sich kaum. Veränderungen in der Genexpression und die Zunahme von schädlichen DNA-Veränderungen, die bei Scott, aber nicht bei Mark gefunden wurden, schrieben die Forscher der erhöhten Belastung durch ionisierende Strahlung im Weltraum zu. Zudem wurden bei Scott Anzeichen einer leichten, unspezifischen Entzündungsreaktion gefunden. Ebenfalls spannend ist, dass Scott im Weltall kognitive Aufgaben besser meisterte als auf der Erde, aber nach seiner Rückkehr diese schlechter löste als vor der Expedition.