Das Jungfraujoch befindet sich in den Berner Alpen auf 3500 Meter über Meer zwischen Mönch und Jungfrau. Hier – „Top of Europe“ – befindet sich die höchstgelegene Forschungsstation von Europa und gleichzeitig Europas höchstgelegener Bahnhof.
1931 wurde die moderne und sichere Forschungsstation auf dem Jungfraujoch eröffnet,1937 kam noch das „Sphinx-Observatorium“ dazu. Die Station steht Forschern aus der ganzen Welt offen. Dank der Jungfraujochbahn können sie mit ihrer Ausrüstung das ganze Jahr durch problemlos ins Hochgebirge gebracht werden.
Ob Wetter, Strahlung oder Höhenkrankheit – alles wird erforscht
In der Forschungsstation werden alle Wissenschaften untersucht, für die Experimente in grosser Höhe wichtig sind. Dazu gehören Umweltforschung, Glaziologie (die „Eis- und Schneeforschung“) und die Physiologie, die zum Beispiel die Auswirkungen der Höhe auf den menschlichen Körper untersucht. Auch Astronomie, Strahlenforschung, Geophysik (die „physikalischen Vorgänge der Erde“) und Materialforschung sind wichtige Gebiete. Und natürlich die Meteorologie: Die Wetterstation arbeitet automatisch und sendet alle 10 Minuten die wichtigsten Messwerte (wie Temperatur, Luftdruck und Windgeschwindigkeit) an die Zentrale von MeteoSchweiz in Zürich.
Luftverschmutzung und GAW-Programm
Das Jungfraujoch liegt also mitten im dicht bewohnten Europa und ist trotzdem von sauberer Bergluft umgeben. Das macht die Forschungsstation zu einem besonders gut geeigneten Ort, um Luftschadstoffe und deren Wirkung auf das Klima zu erforschen.
Das Jungfraujoch ist Teil von mehreren internationalen Messnetzen, in denen Forscher Messwerte von Stationen aus verschiedenen Ländern auswerten. So ein globales Projekt ist zum Beispiel das GAW-Programm. GAW steht für „global atmosphere watch“, also „weltweites Beobachten der Atmosphäre“. Mit Messstationen auf der ganzen Welt wird über lange Zeit die Zusammensetzung und Veränderung der Atmosphäre beobachtet.
Die Aerosole werden genau beobachtet ...
Ein wichtiger Teil im GAW-Programm ist zum Beispiel die Aerosolmessung. Aerosole sind fein verteilte feste oder flüssige Teilchen, die in der Luft schweben, wie Rauch, Staub, vulkanische Asche oder Pollen. Aerosole haben verschiedene Wirkungen auf das Klima; sie fördern zum Beispiel die Wolkenbildung. Einige Teilchen tragen zum Ozonloch bei, andere sind für den „sauren Regen“ verantwortlich. Auch für den Menschen können die Aerosole gefährlich sein. Vor allem kleine Teilchen (Feinstaub) setzen sich beim Einatmen in der Lunge fest und führen je nach Art des Aerosols zu Allergien oder Vergiftungen.
Darum ist es sehr wichtig, dass das Vorkommen der Aerosole genau beobachtet und erforscht wird. Die Forschungsstation Jungfraujoch ist ideal dafür, denn sie befindet sich in der „mittleren Troposphäre“, der erdnächsten Luftschicht. Hier spielt sich der grösste Teil des Wetters ab, und hier befindet sich auch der Hauptwirkungsort der Aerosole. Mit den modernen Messgeräten auf dem Jungfraujoch können die Teilchen in der Luft in kleinsten Konzentrationen gemessen werden. Das hilft den Forschern, unser Klima und die menschlichen Einflüsse darauf besser zu verstehen und Vorhersagen über das Wetter und die Klimaentwicklung machen zu können.