Was heisst eigentlich „fasten“?
Fasten nennt man die Zeit, während der ein Individuum – freiwillig oder nicht – auf Nahrung und manchmal sogar auf Getränke verzichtet. Der Mensch hat, genau wie viele Tiere, immer schon Zeiten erlebt, in denen es an Nahrung mangelte. Aus dieser sehr ursprünglichen Notwendigkeit heraus hat sich der Stoffwechsel der Tiere so entwickelt, dass er auch bei einem temporären Mangel an „Brennstoff“ funktioniert. Der Körper kann seine Grundfunktionen weiterhin erfüllen, indem er seine Nährstoffreserven anzapft.
Während der heutige Mensch eigentlich nicht für übermässiges Fasten gebaut ist, da seine Ernährung grundsätzlich sehr vielfältig ist und er schlechtere Zeiten dank Vorratshaltung überbrücken kann, sind Fastenperioden bei gewissen Tieren tief im Verhalten verankert. Ein Beispiel ist der Winterschlaf des Bären. Mehrere Bärenarten verbringen den Winter in Winterruhe, wobei sie ihre Aktivität auf ein Minimum reduzieren. In dieser Zeit sinkt die Körpertemperatur, und der Bär lebt von Fettreserven, die er im Lauf des vergangenen Jahres angelegt hat. Bis zum Ende des Winters kann er bis zur Hälfte seiner Körpermasse verlieren.
Beim Menschen besteht das (freiwillige) Fasten hauptsächlich in einem religiösen Rahmen fort. Sowohl Christentum, als auch Islam und Judentum sehen im Lauf des Jahres eine oder mehrere Perioden des Verzichts vor. Die Fastenzeit, der Ramadan oder Jom Kippur sind Beispiele dafür.
Physiologische Effekte
Studien bei verschiedenen Tierarten und dem Menschen sprechen dafür, dass das Fasten sich in drei Phasen einteilen lässt. Der Prozess ist allen untersuchten Arten gemeinsam und lässt vermuten, dass diese Anpassung ans Fasten sehr früh in der Evolution geschah. Die erste Phase beginnt 12 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme und dauert 3–4 Tage. Innerhalb eines Tages erschöpfen sich die Glucose-Reserven, und dieser Zucker muss aus anderen Molekülen neu gebildet werden, um die Versorgung des Körpers aufrechtzuerhalten. Dies nennt man Gluconeogenese. Als Quelle dafür werden Proteine, hauptsächlich aus den Muskeln, sowie Fette herangezogen.