Natürliche Höhlen werden zu Bienenwohnungen ausgebaut
Honigbienen leben in grossen Völkern zusammen und bauen sich ihre Wohnungen selbst. In der freien Natur suchen sie sich dazu einen vor Wind, Regen und Schnee geschützten Platz, wie etwa einen hohlen Baum oder eine kleine Höhle, die das ganze Jahr durch trocken bleiben. Der hohle Stamm oder die Höhle wird nun zuerst von Holzstückchen und Dreck gesäubert und mit einer Schicht Propolis überzogen. Dann beginnen die Arbeitsbienen mit dem Aufbau des Bienenstocks.
Aus „herausgeschwitztem“ Wachs entstehen Bienenwaben
Ein Bienenstock besteht hauptsächlich aus Bienenwaben aus Wachs, die als senkrechte Wände an der Decke hängend von oben nach unten gebaut werden. Zwischen den einzelnen Wänden wird ein schmaler Abstand gelassen. Jede Wabe besteht aus vielen einzelnen, aneinander grenzenden Wabenzellen. Das Wachs für die Waben produzieren die Bienen selbst. In ihrem Hinterleib besitzen die Insekten Wachsdrüsen, durch die sie kleine Wachsplättchen „herausschwitzen“. Diese kneten sie dann mit ihrem Mundwerkzeug weich und verbauen sie zu perfekt sechseckigen Wabenzellen, auch Wachszellen genannt. Die Wachsplättchen sind zu Beginn weisslich durchsichtig und bekommen erst mit der Zeit und der Nutzung im Bienenstock die typisch gelbe Farbe, die wir auch von Bienenwachskerzen kennen.
Warum sind die Wabenzellen sechseckig?
Laut Mathematikern ist die sechseckige Form die optimale Lösung, wenn man mit möglichst wenig Material ein möglichst grosses Raumvolumen bauen will. Wie wir gesehen haben, müssen die Bienen das Baumaterial für die Waben, das Wachs, selber produzieren. Das benötigt sehr viel Energie, weshalb die materialsparende sechseckige Form von Vorteil ist.
Ausserdem sind die in einem Sechseck arrangierten gleichmässigen Wachswände bei geringer Dicke sehr stabil. Eine Bienenwabe mit einer Fläche von 10 mal 10 Zentimetern wiegt nur etwa 12 Gramm und bietet Platz für 350 Gramm Honig! Bienenwaben sind also wahre Wunder der Natur.
Wie die Bienen es schaffen perfekte Sechsecke zu bauen, ist noch nicht abschliessend geklärt. Einige Forscher nehmen an, dass die Bienen zuerst gar keine sechseckigen, sondern zylindrische Wachszellen bauen. Durch das Arbeiten der fleissigen Insekten steigt dann die Temperatur im Bienenstock an, und bei etwa 40° C wird das Bienenwachs weich und verformbar. Nun nimmt jede Wabenzelle aufgrund des Drucks der umliegenden Wabenzellen automatisch die energetisch günstigste Form an und „fliesst“ in ein perfektes Sechseck. (Update 2017:) Eine neuere Studie* widerlegt diese Hypothese. Gemäss den Autoren bauen die Bienen keine zylindrischen, sondern direkt sechseckige Zellen. Sie bauen zuerst das "Fundament" der Wabe, das bereits den Grundriss der Zellen enthält und bauen die Zellen – möglicherweise nach dem Prinzip eines 3D-Druckers – daran an. Wie der Grundriss gelegt wird, ist weiterhin unklar.
Doch für was brauchen die Honigbienen einen so kunstvoll gebauten Bienenstock?
Die Bienenwaben dienen zur Brutaufzucht und zur Speicherung von Honig und Pollen
Honigbienen ziehen in ihren Waben ihre Brut auf, der Bienenstock ist also Geburts- und Lebensort, in dessen Innern eine konstante Temperatur von 35° C herrscht. Ausserdem werden in den Waben Honig und Blütenpollen hergestellt bzw. gespeichert und natürlich dient der Bienenstock auch als Schutzraum für das ganze Bienenvolk.
Die Nutzung der Waben ist in jedem Bienenstock gleich organisiert: in der Mitte befindet sich das Brutnest, dort werden die jungen Bienen aufgezogen. In den Wabenzellen seitlich und unterhalb dieses Bereichs werden Blütenpollen eingelagert, und oberhalb des Brutbereichs befinden sich die Honigvorräte.