Der Gotthard-Basistunnel ist mit zwei 57 Kilometer langen Röhren nicht nur der längste, sondern auch der tiefste Eisenbahntunnel der Welt. An manchen Stellen liegen über 2000 Meter Fels zwischen dem Tunnel und der Erdoberfläche. Ist die Luft da unten nicht ziemlich muffig und die Temperatur schweisstreibend? Wie schafft man in einem solchen Tunnel ein erträgliches Klima – für die Arbeiter, die den Tunnel instand halten, aber auch für die Zugpassagiere im Fall eines Notstopps? Erstaunlicherweise ist im Normalbetrieb gar keine aktive Belüftung notwendig. Dies liegt an der "Kolbenwirkung" der Züge. Wenn diese mit Tempo 200 km/h durch den Tunnel sausen, ziehen sie durch ihren Sog so viel Luft nach, dass der Tunnel ausreichend belüftet wird. Zukünftig werden täglich bis zu 260 Güterzüge und 65 Personenzüge durch den Tunnel fahren – insofern wird er regelmässig "belüftet" werden.
Trotzdem wurden zwei Lüftungszentralen im Gotthard-Basistunnel eingebaut. Über diese können die Temperatur, die Strömungsgeschwindigkeit der Luft und Druckschwankungen reguliert sowie 24 Ventilatoren angesteuert werden. Bei einem Brand im Tunnel saugt eine Lüftung automatisch den Rauch ab und bläst Frischluft hinein. Zudem wird über die Lüftung das erforderliche Arbeitsklima bei Tunnel-Unterhaltsarbeiten geschaffen. Die Temperatur im Tunnel hängt unter anderem von der Felstemperatur, der Zugeintrittstemperatur, der Abwärme der technischen Installationen und der Bergwassertemperatur ab. Während der Bauarbeiten hätten die Temperaturen ohne Lüftung an gewissen Stellen im Berg bis zu 50°C betragen. Mit grossen Ventilatoren und Kühlanlagen wurde das Klima auf die maximal zulässige Arbeitsplatztemperatur von 28°C gekühlt. Im Betrieb wird die Tunneltemperatur im Sommer normalerweise bis zu 37°C betragen, im Winter um 35°C. Ein optimales Betriebsklima ist auch für die Lebensdauer der technischen Anlagen im Tunnel wichtig.