Der schnellste Mann der Welt erreichte bei seinem Rekordlauf über 100 m eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 37.58 km/h und eine Maximalgeschwindigkeit von 44.72 km/h. Damit machte er einem galoppierenden Pferd Konkurrenz! Einen jagenden Geparden hätte Bolt jedoch nicht überholen können, denn dieser sprintet mit bis zu 110 km/h.
Die magische 10-Sekunden-Marke
Nur die besten Sportler vermögen 100 Meter in weniger als 10 Sekunden zu laufen. Die meisten davon haben afrikanische Wurzeln. Der Franzose Christophe Lemaitre ist bis heute der einzige europäische Sprinter, der die 10-Sekunden-Marke knacken konnte, einer Frau ist dies bisher überhaupt noch nie gelungen. Gibt es also bestimmte körperliche Eigenschaften, die einen Menschen besonders schnell machen?
Was macht einen guten Läufer aus?
Wenn man sich nach internationalen Wettkämpfen die Ranglisten der Laufdisziplinen anschaut, ist die Überlegenheit von Sportlerinnen und Sportlern afrikanischer Abstammung offensichtlich. Die 10 besten je gelaufenen Zeiten im 100-m-Sprint wurden alle von Jamaicanern oder Afroamerikanern aufgestellt, in den Mittel- und Langstrecken dominieren Sportler aus Ostafrika, insbesondere Kenia. Zu den Gründen wurden schon zahlreiche Theorien aufgestellt. Sind es die Trainingsmethoden, die sich von denjenigen in Europa unterscheiden? Liegt es daran, dass kenianische Kinder schon von klein auf gewohnt sind, lange Strecken zu laufen oder zu rennen, und in Jamaica ein jährlicher landesweiter Leichtathletik-Wettkampf für Schülerinnen und Schüler ausgerichtet wird, bei denen die Nachwuchstalente ihren Vorbildern im Sprint nacheifern? Sicher ist die Motivation talentierter Jugendlicher, es im Sport bis an die Weltspitze zu schaffen, in beiden Ländern sehr hoch. Dass es überproportional viele von ihnen tatsächlich geschafft haben, scheint aber auch an ihren körperlichen Voraussetzungen zu liegen.
Dabei muss man unterscheiden zwischen Menschen mit ostafrikanischen Wurzeln, die besonders im Ausdauerbereich Höchstleistungen erzielen, und Menschen karibischer oder westafrikanischer Abstammung, zu denen die besten Sprinter zählen.
„Schnelle“ Muskelfasern und ein hoher Körperschwerpunkt
Diese besonders erfolgreichen Sprinter haben im Vergleich zu europäischen oder asiatischen Sportlern mehr Muskelmasse und insbesondere einen hohen Anteil von „schnellen“ Muskelfasern. Solche Fasern reagieren sehr rasch und sind für kurze, intensive Kraftanstrengungen geeignet, verbrauchen aber auch viel Energie und ermüden rascher als andere Muskelfasern. Sie können mit dem richtigen Training aufgebaut werden, doch manche Menschen werden bereits mit mehr „schnellen“ Muskelfasern geboren als andere – ihnen ist also das Sprinten vielleicht bereits in die Wiege gelegt worden.
Weitere Studien beschäftigten sich mit dem Körperschwerpunkt und den Knien karibischer Sportler. So stellte man fest, dass ihr Bauchnabel – und damit der Körperschwerpunkt – im Schnitt drei Zentimeter höher liegt als bei gleich grossen Konkurrenten. Auch sind ihre Kniegelenke auffällig symmetrisch. Zusammen mit den schmaleren Hüften, längeren Beinen und den günstigen Proportionen der Gelenke, Sehnen und Knochen im Fuss haben sie damit die besten Voraussetzungen für eine hohe Sprintgeschwindigkeit.
Auf ähnliche Weise lässt sich erklären, warum Frauen statistisch gesehen den Männern unterlegen sind, wenn es um Schnelligkeit geht. Sie haben generell weniger Muskelmasse, mehr Körperfett und breitere Hüften und sind deshalb als Sprinterinnen im Nachteil.