Die Speicherkraftwerke, die in den Alpen mit dem Wasser aus Stauseen Strom produzieren, haben im Vergleich zu anderen Kraftwerken einen grossen Vorteil: Sie können den Strom sehr flexibel produzieren. Sie liefern also genau dann Elektrizität, wenn diese benötigt wird. Diese Flexibilität hat allerdings ihren Preis: Die Speicherkraftwerke lassen sehr unterschiedliche Mengen an Wasser ab. Das Phänomen wird in Fachkreisen als "Schwall- und Sunk-Betrieb" bezeichnet.
Im Schwallbetrieb erzeugt das Kraftwerk viel Strom und lässt daher grosse Mengen an Wasser ab. Der Wasserstand im Flussbett unterhalb der Kraftwerkszentrale steigt dementsprechend an. Produziert das Kraftwerk hingegen keinen Strom, fliesst kein Wasser durch die Turbinen. Deshalb sinkt im Sunkbetrieb der Wasserstand auf das gesetzlich festgelegte Minimum ab, die sogenannte Restwassermenge. Das Tückische ist nun, dass das Kraftwerk im Laufe des Tages vom Sunk- zum Schwallbetrieb wechseln kann. Wer also an einem schönen Sommertag an einem Fluss in den Alpen unterhalb eines Kraftwerks einen gemütlichen Badetag einschalten will, kann eine unliebsame Überraschung erleben: Fährt das Kraftwerk die Stromproduktion hoch, fliesst plötzlich eine viel grössere Wassermenge ab. Die eben noch trockene Uferzone kann dann in kurzer Zeit überflutet werden.