Bei den meisten uns bekannten Lebewesen können wir klare Zeichen von Alterung beobachten – seien dies Falten, graue Haare oder eine Beeinträchtigung der körperlichen Funktionen. Es gibt aber auch Organismen, die diesem Alterungsprozess nicht ausgesetzt sind, und das Potential haben unendlich lange zu leben. Dies sind meist Organismen, die weniger komplex aufgebaut sind als wir Menschen oder andere Fortpflanzungsmethoden haben.
Mehr über das Rätsel des Alterns erfährst du im Artikel Von jung zu alt – Warum altern wir?
Vegetative Vermehrung bei Pflanzen
Bei der vegetativen Vermehrung teilt sich eine vorhandene Zelle einfach in zwei neue Zellen. Diese sind somit miteinander identisch, sogenannte Klone voneinander. Diese Art der Vermehrung kommt z. B. bei Einzellern oder Pflanzen vor. Bei Pflanzen können nicht nur Zellen sich auf diese Weise vermehren, sondern komplette kleine Pflanzen, sogenannte Ableger, entstehen. Diese Ableger trennen sich manchmal von der Mutterpflanze, können aber auch mit ihr verbunden bleiben. Wenn dies geschieht, bilden sie ein grosses Netzwerk von genetisch identischen Pflanzen. Somit stellen sie ein grosses Individuum dar und könnten theoretisch unendlich weiterleben, da ständig neue Ableger hinzukommen, wenn alte absterben. Die älteste bekannte Pflanze der Welt ist eine amerikanische Zitterpappel, deren Wurzelwerk auf 80'000 Jahre geschätzt wird.
Prokaryoten
Prokaryoten, zu denen z. B. die Bakterien gehören, sind Lebewesen, die aus einer einzigen Zelle ohne Zellkern bestehen. Teilt sich ein Prokaryot in zwei Zellen, sind beide entstandenen Zellen Klone voneinander. Bei Lebewesen, die sich auf diese Weise fortpflanzen, dürfen keine Alterserscheinungen auftreten, da diese sonst bei der Zellteilung direkt weitervererbt würden. Bei jedem Vermehrungszyklus würden die Zellen älter werden, bis irgendwann alle Zellen der Population zu alt zum Überleben sein würden. Die Population würde somit aussterben. Durch das Teilen und die entstehenden identischen Zellen kann ein solches einzellige Individuum theoretisch unendlich weiterleben. Es ist jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob solche Fälle als unsterblich gelten sollen oder nicht.
Die hier beschriebenen Beispiele von Unsterblichkeit werden unter Forschern sehr kontrovers diskutiert. Oft ist es nicht einfach ein Individuum klar zu definieren. Zählen die Mutterpflanze und ihre Ableger als ein – und somit unsterbliches – Individuum oder ist jeder einzelne Stamm ein einzelnes Individuum? Wie sieht es mit Prokaryoten aus, die sich in zwei genau gleiche Zellen teilen, wenn sie sich vermehren? Welche Zelle ist die „ursprüngliche“ und welche die „neu entstandene“? Solche Fragen sind nicht einfach zu beantworten.
Sind sie nun wirklich unsterblich?
Wir müssen uns im Klaren sein, dass diese Überlebens- und Vermehrungsstrategien nicht bedeuten, dass solche Organismen nie sterben. Sie sind zwar theoretisch unsterblich dadurch, dass sie nicht altern und somit nicht an Alterserscheinungen sterben, können aber durch andere Einflüsse dem Tode geweiht sein. Pflanzen können z. B. aufgrund von schlechten Umweltbedingungen oder Pilzbefall sterben. Dasselbe ist möglich für Einzeller: Werden die Bedingungen, in denen sie leben, unerträglich, sterben auch sie.
Schlussfolgernd wird nach diesen Betrachtungen ersichtlich, dass manche Organismen dem Altern zu entkommen scheinen, dies jedoch nicht bedeutet, dass solche Lebewesen unverwundbar sind und nie sterben. Wie Unsterblichkeit genau definiert werden soll, ist noch immer ungeklärt. In einer idealen Welt könnten manche Organismen unendlich lange leben, in der realen Welt sind jedoch auch sie dem Überlebenskampf ausgesetzt.