Um Fälschungen aufzudecken, braucht es Wissen, Wissenschaft – und gesunden Menschenverstand. Zu Letzterem gehört es, genau hinzuschauen. Und zum Beispiel nachzumessen, ob das Format des spotbilligen Dürrers auf dem Flohmarkt tatsächlich den Massen des Originals entspricht. Zum Wissen gehört, sich in der Kunstgeschichte auszukennen, zum Beispiel also genau zu wissen, welche Stile und Materialien zu welcher Epoche und welchen Künstlerinnen und Künstlern gehören. Die Wissenschaft schliesslich liefert Instrumente und Analyseverfahren, um sichtbar zu machen, was das blosse Auge nicht erkennen kann. Zum Beispiel, dass bei einem Holzschnitt das Papier zwar alt ist, die aufgedruckte Grafik aber von einem Inkjet-Drucker kommt.
Am Anfang steht der Verdacht
Bei der Frage, ob ein Werk echt oder gefälscht ist, spielt die Provenienz eine wichtige Rolle. Die Provenienz ist die Geschichte des Eigentums an einem Werk. Anhand von Quittungen, Rechnungen, Verkaufsbelegen und Ausstellungskatalogen belegt die Provenienz möglichst lückenlos, wer im Lauf der Jahre die rechtmässigen Besitzer:innen eines Kunstwerkes waren. Dank digitaler Tools, mit denen sich Datenbanken und Archive blitzschnell auswerten lassen, ist die früher ungeheuer zeitraubende Provenienzforschung einfacher geworden. Das macht es auch Fälscher:innen schwerer, falsche Papierspuren so überzeugend zu legen, dass selbst bei Kunstexpert:innen keine Zweifel an der Echtheit eines Werkes aufkommen.
Stehen solche Zweifel einmal im Raum, dann wird ein möglicherweise gefälschtes Werk genauer analysiert. Dann kommen die naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden ins Spiel, die sonst aus Kostengründen nicht systematisch angewendet werden, – mit manchmal spektakulären Resultaten.
Zweifel und ein kleiner Fehler haben Wolfgang Beltracchi überführt. Viele halten den deutschen Kunstfälscher nach wie vor für ein Genie. Während fast 40 Jahren gelang es ihm, Bilder aus frei erfundenen Sammlungen auf den internationalen Kunstmarkt zu schleusen und damit Millionen zu erschwindeln. Es waren keine Kopien, sondern Bilder von berühmten deutschen und französischen Expressionist:innen. Die Bilder hatte es gar nie gegeben, sie waren aber so perfekt gemacht und auch dokumentiert, dass es sie hätte geben können. Beltracchi flog auf, als ein Käufer ein angeblich von Heinrich Campendonk gemaltes Gemälde untersuchen liess. Dabei wurden unter den Farben Spuren von Titanweiss gefunden, ein Pigment, das es zu Campendonks Zeiten noch nicht gab.