Tiere & Pflanzen

Schellack: Von der Laus zum Lack

Roher Schellack auf einem Zweig

Die Lackschildlaus ist nur 1–2 Millimeter gross. Aber in grossen Zahlen produziert sie tonnenweise Schellack, der dann von den Ästen abgekratzt werden kann. Bild: Jeffrey W. Lotz/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Es ist eigentlich kaum zu glauben: Aus den Ausscheidungen einer 1–2 Millimeter grossen Laus wird ein Stoff gewonnen, dessen Jahresproduktion sich zeitweise auf über 50'000 Tonnen belief! Doch dieser Stoff ist heute kaum mehr bekannt, denn in vielen Anwendungen ist er inzwischen durch andere Substanzen ersetzt worden.

Schellack ist eine harzähnliche Substanz, die von der Lackschildlaus produziert wird. Diese kommt in Südamerika sowie in Zentral- und Ostasien vor und befällt zahlreiche Baumarten wie z. B. die Pappelfeige oder den Regenbaum. Die weiblichen Läuse saugen sich mit Pflanzensaft voll. In der Laus wird der Lack chemisch verändert; ihre Ausscheidungen sind eine Vorstufe des Schellacks. In der Natur hat die Produktion dieses Lacks eine ganz spezielle Funktion: Er bildet eine Schicht, welche die Eier und die jungen Läuse während ihrer Entwicklung schützt. Bereits vor über 3000 Jahren merkten die Menschen jedoch, dass diese Substanz weiterverarbeitet und für zahlreiche Zwecke genutzt werden kann. 

Schellack-Splitter

Schellack gibt es in verschiedenen Farben von gelblich bis braun. Bild: Simon A. Eugster/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Wenn man die von Harz überzogenen Zweige eines mit Läusen befallenen Baumes erntet und die Harzstücke vom Holz trennt, gewinnt man Rohschellack. Dieser wird in verschiedenen Waschschritten weiterverarbeitet und getrocknet; man spricht nun von Körnerlack. Allfällig vorhandene Verunreinigungen werden herausgesiebt. Um aber wirklichen Schellack zu bekommen, muss der Körnerlack noch geschmolzen und filtriert werden. Über mehrere Extraktions- und Bleicheschritte wandelt sich die Farbe des Schellacks von blutrot zum klassischen gelb-braun.

Sind die besten Zeiten des Schellacks vorbei?

Trotz der aufwendigen Herstellung fand Schellack früher in einer grossen Vielfalt von Produkten Anwendung. So wurde er zur Versiegelung von Schallplatten eingesetzt oder als Politur für Hölzer. Auch als Siegellack zur Verschliessung von Briefen wurde Schellack verwendet. In vielen Einsatzgebieten wurde er mit der Zeit aber durch Kunststoffe abgelöst. Heute ist richtiger Schellack nur noch in wenigen Funktionen anzutreffen, wie beispielsweise bei der Restaurierung von Antikmöbeln oder bei der Herstellung von Instrumenten.

Doch eine Funktion des Schellackes hat in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen: Schellack wird in der Nahrungsmittelindustrie als Zusatzstoff benutzt und kann z. B. zum Überziehen von Kaugummis oder von Tabletten verwendet werden. Dank seiner gesundheitlichen Unbedenklichkeit wird man den Schellack hier wohl nicht so schnell ersetzen können.

Obwohl die bedeutendsten Jahre des Schellacks vermutlich vorbei sind, hat diese vergessene Substanz heute immer noch einige wichtige Anwendungsgebiete. Wenn du das nächste Mal einen Kaugummi isst, schau doch die Packung an und suche den Zusatzstoff mit der Nummer E 904 – denn das ist nichts anderes als Schellack.

Schon gewusst?

Um 1 kg Schellack zu produzieren, muss man das abgesonderte Harz von über 300'000 Läusen gewinnen!

Erstellt: 11.12.2018
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