Mit 38 Jahren entschloss sich Maria Sibylla Merian, zusammen mit ihren beiden Töchtern (aber ohne ihren Mann) zu ihrem Bruder in die Niederlande auszuwandern. Sie verbrachte viel Zeit in den Naturkabinetten und botanischen Gärten in Amsterdam und holte sich dort ihre Inspiration für zahlreiche Naturbilder von Pflanzen, Vögeln und Insekten. Sie lehrte auch ihre Töchter die Kunst der Naturmalerei. In Holland begann Maria Sibylla exotische Schmetterlinge aus einer Sammlung aus Surinam zu studieren.
Reise nach Surinam
Ihre Studien einheimischer Insekten und der Präparate aus Surinam weckten in Merian die Frage, ob exotische Arten einen ähnlichen Lebenszyklus durchlaufen, wie die von ihr bereits beschriebenen einheimischen Arten. So begab sie sich im Jahre 1699 zusammen mit ihrer jüngeren Tochter Dorothea Maria auf eine abenteuerliche Forschungsreise nach Surinam. Eine Seereise, noch dazu zu einem so weiten und exotischen Ziel, war für eine Frau der damaligen Zeit ein sehr mutiger Schritt. Viele Freunde rieten ihr davon ab. Aber Maria Sibylla hatte einen Plan. Sie verkaufte einen grossen Teil ihrer Bilder und bekam als mittlerweile anerkannte Naturforscherin finanzielle Unterstützung von der Stadt Amsterdam, um sich auf diese Forschungsreise vorzubereiten.
In Surinam unternahmen die beiden Frauen wagemutige Exkursionen in die tropischen Urwälder. Sie beobachteten, zeichneten und sammelten unermüdlich eine enorme Anzahl Insekten und machten zahlreiche Präparate. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt erkrankte Maria Sibylla schwer an Malaria und musste 1701 nach Amsterdam zurückkehren.
Zurück in Europa
In Amsterdam stellte Merian die mitgebrachten Pflanzen- und Tierpräparate und viele Zeichnungen im Stadthaus aus. Mit Hilfe ihrer Zeichnungen aus Surinam liess sie zahlreiche Kupferstiche herstellen, die in ihrem Hauptwerk "Metamorphosis insectorum Surinamensium" gedruckt wurden. In dem prachtvollen Buch beschrieb sie als erste die exotische Tier- und Pflanzenwelt von Surinam, eine für Europäer unbekannte Welt.
Maria Sibylla Merian starb 1717 im Alter von 69 Jahren als anerkannte Naturforscherin und Künstlerin in Amsterdam. Ihre Sammlung kann noch heute im Naturhistorischen Museum Wiesbaden bestaunt werden. Bis heute, rund 350 Jahre später, sind ihre Präparate erhalten und dienen Biologen als Referenzmaterial.