Unter Totholz versteht man abgestorbene Bäume, die von Kleinstlebewesen langsam zersetzt werden. Totholz kommt natürlicherweise in allen Wäldern vor, wird jedoch in bewirtschafteten Wäldern meist weggeräumt. In naturbelassenen Wäldern hängt die Menge an totem Holz davon ab, wie schnell die Bäume wachsen und sich das Holz zersetzt.
Was ist Totholz?
Totes Holz zerfällt in verschiedenen Stadien
Zuerst beginnt sich die Borke (Rinde) des abgestorbenen Baumes zu lösen, und das Holz wird rasch von zahlreichen Kleinlebewesen wie Insekten, Pilzen und Bakterien besiedelt. Der äussere Teil des Holzes (Bast und Splint) wird durch diese Organismen verhältnismässig schnell abgebaut, während der Abbau des inneren Teils des Holzes (Kernholz) eher langsam geschieht.
Insekten spielen eine wichtige Rolle im Holzabbau. Man schätzt, dass ohne sie der Holzabbau doppelt so lange dauern würde. Insekten nutzen das Totholz vor allem im Larvenstadium, so zum Beispiel der Gemeine Widderbock oder der imposante Hirschkäfer. Rund ein Drittel aller im Wald lebenden Käferarten sind Totholzbewohner.
Unter den Pilzen, die beim Holzabbau eine wichtige Rolle spielen, ist beispielsweise der Echte Zunderschwamm. All diese Organismen tragen dazu bei, dass die Nährstoffe, die im Holz gespeichert sind, freigesetzt werden und dem Wald und seinen Bewohnern wieder zur Verfügung stehen.
Totholz als Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Während das Holz von aussen nach innen von immer mehr Insekten und Mikroorganismen besiedelt wird, lockt diese Vielfalt wiederum andere Waldlebewesen an wie zum Beispiel verschiedene Vogelarten. Auch Moos wächst oft auf totem Holz. Diese Arten können weiter zum Abbau des Holzes beitragen.
Die häufigsten grösseren Bewohner und Nutzer des abgestorbenen Holzes sind Vögel und Fledermäuse. Die bekanntesten Vögel, die das Totholz bewohnen, sind die Spechte. Sie nutzen es als Brutplatz und die darin lebenden Insekten als Nahrungsquelle.
Da so viele Waldbewohner direkt oder indirekt vom Totholz profitieren, ist es sehr wichtig, dass genügend totes Holz in einem Wald vorhanden ist. Etwa ein Fünftel aller im Wald vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind auf das tote Holz als Lebensraum oder Nahrungsquelle angewiesen. Neben der Förderung der Biodiversität der Waldlebewesen hat Totholz eine weitere wichtige Funktion für den Menschen; es bietet nämlich Schutz vor Steinschlag und Lawinen.
Hat viel Totholz im Wald auch Nachteile?
In dicht besiedelten Gegenden wie bei uns und in bewirtschafteten Wäldern gibt es allerdings auch Gründe, grössere Mengen von Totholz zu entfernen. Dazu gehört nicht nur die ästhetische Vorstellung des Menschen – ein aufgeräumter (d. h. von totem Holz befreiter) Wald, wird als „schöner“ erachtet als ein „unaufgeräumter“ Wald. Eine grössere Menge von trockenem Totholz im Wald erhöht auch die Waldbrandgefahr. Ausserdem besteht für Menschen, die sich im Wald aufhalten, ein grösseres Unfallrisiko durch möglicherweise herabfallende Äste. Daher wird in den meisten Wäldern der Schweiz und Europa sehr wenig Totholz belassen. Dieses ist oft nicht ausreichend, um die Artenvielfalt in den Wäldern aufrechtzuerhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gewisser Anteil an Totholz für das Ökosystem Wald und die Erhaltung der Biodiversität unabdingbar ist, denn es dient zahlreichen Vögeln, Insekten, Pilzen und anderen Lebewesen als Lebens- und Nahrungsgrundlage.