Rund ein Fünftel der Energie, die wir tagtäglich verbrauchen, benötigen wir für das Wohnen. Neben der Heizwärme fallen vor allem das Warmwasser und der Stromverbrauch ins Gewicht. Beide Bereiche haben ein beträchtliches Sparpotenzial: Bis zu 30 Prozent der Energie könnten beim Warmwasser eingespart werden, bei der Beleuchtung und bei den elektrischen Geräten sind es sogar bis zu 50 Prozent. Ideen, wie man Energie im Haushalt effizienter nutzt, gibt es viele. Ob sie auch umgesetzt werden, hängt letztlich aber vom Verhalten jedes Einzelnen und jeder Einzelnen ab.
Strom und Warmwasser
Die Frage ist also: Wie motiviert man Menschen zum sparsamen Umgang mit Energie? Genau das will der Verein Jugendwohnnetz (Juwo) in diesem Jahr mit einem Pilotprojekt herausfinden, erklärt Anita Gut vom Juwo-Vorstand. Das Juwo vermittelt seit dreissig Jahren günstigen Wohnraum an Jugendliche, Studierende oder junge Erwachsene, indem es in Zürich Wohnungen, die saniert oder abgerissen werden sollen, befristet weitervermietet. Dabei versucht der Verein auch, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zum sparsamen Umgang mit Energie zu leisten.
«Mit dem Pilotprojekt setzen wir zunächst beim Strom und Warmwasser an», erklärt Projektleiter Christian Portmann von der Firma Reflecta. «Nach der Wärme sind das die beiden Bereiche, die beim Energieverbrauch am stärksten ins Gewicht fallen. Und wir können dank intelligenten Messgeräten hier auch gut aufzeigen, wie sich das Verhalten auf den Stromkonsum und Warmwasserverbrauch auswirkt.»
Ziel des Projektes ist es, ausgewählte WGs in Juwo-Wohnungen zum gemeinsamen Energiesparen zu ermuntern. «Wir möchten zeigen, dass Energiesparen lustvoll sein kann», meint Anita Gut. Das Wohnen eignet sich dazu besonders gut: «Beim Wohnen hat das Energiesparen eine starke soziale Komponente. Denn jeder beeinflusst mit seinem Verhalten den Verbrauch der Gemeinschaft», erläutert Christian Portmann.
«Im Idealfall gelingt es uns, in den WGs eine Gruppendynamik zu erzeugen, die sich positiv auf den Energieverbrauch auswirkt.»
Längerfristige Effekte erhofft
Begleitet werden die WGs von speziell ausgebildeten Energiebotschaftern, die im gleichen Alter wie die WG-Bewohnerinnen und -Bewohner sind. Ihre Aufgabe ist es, «von Gleich zu Gleich» zu erklären, wie man im Alltag konkret Energie sparen kann. Anhand des gemessenen Verbrauchs erhalten die WG-Mitglieder vom Botschafter eine Rückmeldung, wo noch Sparpotenzial vorhanden ist. «Das persönliche Feedback ist wichtig für die Motivation», ist Christian Portmann überzeugt. Dazu kommen weitere Elemente, die zum effizienten Umgang mit Energie anregen sollen: Erinnerungshilfen im Alltag etwa oder der Austausch über soziale Medien.
«Das Projekt soll uns auch zeigen, was junge Menschen über das Thema Energiesparen denken», erklärt Anita Gut. «Je nach dem, wie der Versuch läuft, werden wir das Thema im nächsten Jahr weiter vertiefen.» Dabei geht es dem Juwo nicht nur darum, den Energieverbrauch in den eigenen Liegenschaften zu senken. «Viele unserer Mieterinnen und Mieter wohnen zum ersten Mal ausserhalb des Elternhauses», meint Anita Gut. «Wenn wir sie in dieser Phase für das Energiesparen begeistern, könnte sich dies positiv auf das spätere Verhalten auswirken.»
Das Pilotprojekt wird durch die Sozialforschungsstelle der Universität Zürich wissenschaftlich begleitet und durch die Elektrizitätswerke Stadt Zürich, das Bundesamt für Energie und die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt. Weitere Informationen: www.juwo.ch
Intelligente Messgeräte
Wie viel Strom ein Haushalt verbraucht, lässt sich heute mit einem sogenannten «Smart Meter» sehr genau ermitteln. Die intelligenten Stromzähler zeigen auf die Viertelstunde genau, wie viel Elektrizität die Bewohnerinnen und Bewohner verbrauchen und wo allenfalls unnötig viel Energie verloren geht. Verschiedene Versuchsstudien zeigen: Solche Rückmeldungen haben einen positiven Einfluss auf das Verhalten und helfen mit, den Energiekonsum zu senken.
Im Pilotprojekt der Juwo wird der Stromverbrauch der WGs mit einem digitalen Stromzähler gemessen. Die Daten werden dann per WLAN auf ein Anzeigegerät in der Wohnung übertragen. Der Smart-Meter zeigt sofort an, wenn ein grosser Stromverbraucher – zum Beispiel der Backofen – eingeschaltet wird. Anhand der Daten lässt sich auch der Verlauf des Stromkonsums verfolgen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sehen also, zu welchen Zeiten der Verbrauch Spitzenwerte erreicht.
Intelligente Messtechnik kommt auch beim Warmwasser zum Einsatz: Ein kleines, zwischen Duschschlauch und Brausekopf montiertes Gerät zeigt beim Duschen den Energie und Wasserverbrauch an – und gibt so ein direktes Feedback, wie viele Ressourcen im Badezimmer verbraucht werden.
Text: SATW /Felix Würsten
Quelle: Technoscope 1/13: Energie im Alltag. Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche
Alle Artikel dieser Technoscope-Ausgabe sind im Dossier "Energie im Alltag" auf SimplyScience.ch zusammengefasst.
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