Mit dem wachsenden Wohlstand im Nachkriegseuropa hat es angefangen. Da wurde das Feierabendsteak zum Zeichen dafür, dass man sich Fleisch nicht nur einmal in der Woche leisten konnte. Mit der Massentierhaltung und der industriellen Nahrungsmittelproduktion wurden Fleisch und viele andere, auch von weit her importierte Esswaren immer erschwinglicher: Mitte der 60er-Jahre führte selbst das Lädeli um die Ecke Exotisches im Angebot: Orangen, Avocados, Crevetten.
Jetzt war man weltgewandt, modern und aufgeschlossen – und hatte einen Tiefkühler. Passé die immer gleichen einheimischen Gemüse, die gezwungenermassen saisongerechten Gerichte. Keine Hausfrau musste mehr stundenlang in der Küche stehen und sowieso waren die meisten Frauen jetzt ebenfalls berufstätig. Kochen musste also schnell gehen und praktisch sein. Fertiggerichte erlebten einen Boom, das TV-Dinner wurde Mode. Weltweit stieg die Fleischproduktion von 84 Millionen Tonnen 1965 auf 330 Millionen Tonnen im Jahr 2017.
Nun schlägt das Pendel zurück. Die Umweltfolgen des hohen Fleischkonsums und der industriellen Landwirtschaft führen zu einem Umdenken. Fleisch kommt seltener auf den Tisch, Lebensmittel sollen möglichst natürlich, nachhaltig und lokal produziert sein. Die Lebensmittelindustrie setzt auf "Functional Food": Nahrungsmittel, die nicht nur satt machen, sondern auch gesund sind. Die alten, fleischlosen Rezepte – bspw. Nudelaufläufe, Gemüsewähen, Pilzschnitten – werden neu entdeckt. Und der gute alte Sonntagsbraten, der stundenlang im Ofen schmort, während Familie und Freunde gemütlich am Küchentisch plaudern, erlebt zurzeit ein triumphales Comeback. Und kann selbstverständlich auch als Veggiebraten genossen werden.