Den Beruf eines Parfumeurs stellt man sich gerne ziemlich glamourös vor: ein genialer Geistesblitz, ein edel ausgestatteter Raum voller duftender Fläschchen, deren Inhalt tropfenweise in einem luxuriösen Flakon gemischt wird – so müssten die Anfänge von weltbekannten Luxusparfums aussehen. Oder doch nicht? Es stimmt, dass es in der Parfum-Industrie höchst kreative Köpfe braucht, die ein ausgezeichnetes Geruchs-Gedächtnis haben, genau wissen, wie verschiedene Duftnoten zusammenspielen, und mit diesen Fähigkeiten Stimmungen und Bilder sozusagen in Düfte übersetzen können. Doch die eigentliche Arbeit einer Parfumeurin findet zu einem grossen Teil in einem nüchternen Labor statt – mit Pipetten, Waagen, empfindlichen Messgeräten und Computern zum Durchführen von Berechnungen und zum Steuern der Anlagen.
Die Ausbildung zum Parfumeur dauert etwa fünf Jahre, doch das Lernen geht auch danach im Job weiter, denn die Nase muss weiterhin trainiert werden. Es ist von Vorteil, wenn man zuvor bereits eine Ausbildung in Chemie oder in einem naturwissenschaftlichen Bereich wie Pharmazie oder Lebensmittel-Technologie absolviert hat. Dann kann man beginnen, die mehreren Tausend Rohstoffe für die Duftherstellung kennenzulernen, bekannte Parfums zu analysieren und schliesslich selbst immer komplexere Duftkompositionen zu erfinden.
Das Parfum, eine komplexe Kreation
Das resultierende Parfum präsentiert sich als angenehm riechende Flüssigkeit in einem schönen Fläschchen. Aber wie ist diese Flüssigkeit zusammengesetzt?
Die meisten Parfums haben eine alkoholhaltige Basis, denn Alkohol ist ein idealer Träger für die Verbreitung von Duftstoffen. Die Anzahl der Duftstoffe selbst kann von mindestens 30 bis über 300 schwanken. Es ist jedoch die Komposition – also die Art und Weise, wie diese verschiedenen Inhaltsstoffe zusammenspielen – die dem Parfum eine Art „Persönlichkeit“ verleiht. Nicht alle Inhaltsstoffe nehmen wir nämlich zum gleichen Zeitpunkt wahr. Gewisse Duft-Moleküle sind sehr klein und leicht und verdunsten sofort aus der Flüssigkeit, wenn wir den Flakon öffnen. Andere sind grösser und schwerer und brauchen länger, um in die Luft und zu den Sinnesrezeptoren in unserer Nase vorzudringen. Daher unterscheidet man die so genannten Kopf-, Herz- und Basisnoten eines Parfums.
Kopfnoten nimmt man gleich nach dem Auftragen des Parfums auf die Haut und etwa während 15 Minuten wahr. Zwei bis drei Minuten später erscheinen die Herznoten und halten bis zu zwei Stunden. Schliesslich kommen die Basisnoten zum Tragen, deren volle Entfaltung erst nach 2 Stunden eintritt und mehrere Tage anhalten kann (wenn das Parfum nicht vorher abgewaschen wird). Der komplexe Aufbau einer solchen Komposition erklärt, warum Monate, ja manchmal bis zu zwei Jahre zwischen der Idee für ein Parfum und dem Endprodukt vergehen.