Körper & Gesundheit

Die „Nase“ hinter dem Duft: Was macht ein Parfumeur?

Teststreifen für Parfum-Essenzen

Parfumeure müssen sich ein ausgezeichnetes Duftgedächtnis antrainieren, da sie mit Hunderten von verschiedenen Duftstoffen arbeiten. Bild: Ayala Sender/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Die Parfumeurin und der Parfumeur entwickeln im Labor die Düfte, denen wir in Parfums, Kosmetika, aber zum Beispiel auch in Waschmitteln begegnen. Sie arbeiten mit einer Duftpalette, die sich aus rund 3000 natürlichen und synthetisch hergestellten Rohstoffen zusammensetzt.

Den Beruf eines Parfumeurs stellt man sich gerne ziemlich glamourös vor: ein genialer Geistesblitz, ein edel ausgestatteter Raum voller duftender Fläschchen, deren Inhalt tropfenweise in einem luxuriösen Flakon gemischt wird – so müssten die Anfänge von weltbekannten Luxusparfums aussehen. Oder doch nicht? Es stimmt, dass es in der Parfum-Industrie höchst kreative Köpfe braucht, die ein ausgezeichnetes Geruchs-Gedächtnis haben, genau wissen, wie verschiedene Duftnoten zusammenspielen, und mit diesen Fähigkeiten Stimmungen und Bilder sozusagen in Düfte übersetzen können. Doch die eigentliche Arbeit einer Parfumeurin findet zu einem grossen Teil in einem nüchternen Labor statt – mit Pipetten, Waagen, empfindlichen Messgeräten und Computern zum Durchführen von Berechnungen und zum Steuern der Anlagen.

Die Ausbildung zum Parfumeur dauert etwa fünf Jahre, doch das Lernen geht auch danach im Job weiter, denn die Nase muss weiterhin trainiert werden. Es ist von Vorteil, wenn man zuvor bereits eine Ausbildung in Chemie oder in einem naturwissenschaftlichen Bereich wie Pharmazie oder Lebensmittel-Technologie absolviert hat. Dann kann man beginnen, die mehreren Tausend Rohstoffe für die Duftherstellung kennenzulernen, bekannte Parfums zu analysieren und schliesslich selbst immer komplexere Duftkompositionen zu erfinden.

Das Parfum, eine komplexe Kreation

Das resultierende Parfum präsentiert sich als angenehm riechende Flüssigkeit in einem schönen Fläschchen. Aber wie ist diese Flüssigkeit zusammengesetzt?

Die meisten Parfums haben eine alkoholhaltige Basis, denn Alkohol ist ein idealer Träger für die Verbreitung von Duftstoffen. Die Anzahl der Duftstoffe selbst kann von mindestens 30 bis über 300 schwanken. Es ist jedoch die Komposition – also die Art und Weise, wie diese verschiedenen Inhaltsstoffe zusammenspielen – die dem Parfum eine Art „Persönlichkeit“ verleiht. Nicht alle Inhaltsstoffe nehmen wir nämlich zum gleichen Zeitpunkt wahr. Gewisse Duft-Moleküle sind sehr klein und leicht und verdunsten sofort aus der Flüssigkeit, wenn wir den Flakon öffnen. Andere sind grösser und schwerer und brauchen länger, um in die Luft und zu den Sinnesrezeptoren in unserer Nase vorzudringen. Daher unterscheidet man die so genannten Kopf-, Herz- und Basisnoten eines Parfums.

Kopfnoten nimmt man gleich nach dem Auftragen des Parfums auf die Haut und etwa während 15 Minuten wahr. Zwei bis drei Minuten später erscheinen die Herznoten und halten bis zu zwei Stunden. Schliesslich kommen die Basisnoten zum Tragen, deren volle Entfaltung erst nach 2 Stunden eintritt und mehrere Tage anhalten kann (wenn das Parfum nicht vorher abgewaschen wird). Der komplexe Aufbau einer solchen Komposition erklärt, warum Monate, ja manchmal bis zu zwei Jahre zwischen der Idee für ein Parfum und dem Endprodukt vergehen.

Eine sogenannte "Duftorgel"

Eine sogenannte "Duftorgel" ermöglicht es der Parfumeurin, zahlreiche Fläschchen mit Essenzen, die sie als Rohstoffe für eine Mischung benötigt, vor sich anzuordnen. Heutzutage helfen Computerprogramme bei der Auswahl und Zusammenstellung der Duftstoffe. Bild: Taco Ekkel/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Es braucht viel Fachwissen

Die Kreation von Düften ist aber nur ein Aspekt der Arbeit einer Parfumeurin. Sie muss nicht nur den Geruch der Inhaltsstoffe beurteilen können, die sie benutzt: Mindestens genau so wichtig ist, wie die Stoffe sich in einer Mischung chemisch verhalten, und das auch über längere Zeit hinweg und bei verschiedenen Lagerbedingungen. Nur so kann sie die technische Qualität ihrer Entwürfe beherrschen. Genau so wichtig wie die Haltbarkeit eines Parfums ist aber natürlich, wie es sich auf der Haut verhält, dass es also keine Reizungen, Allergien, Verfärbungen oder andere unerwünschte Wirkungen hervorruft. Nicht zuletzt ist die ganze Entwicklung eines Parfums sehr marktorientiert: Bereits bei der Komposition muss also der Gedanke mitspielen, ob der Produktionsprozess – von der Herstellung der einzelnen Duftstoffe bis zur Reinigung der Anlagen und korrekten Entsorgung von Abfällen – wirtschaftlich sein wird.

Ausserdem geht es bei der Kreation von Düften nicht nur um das nächste Parfum, das als Luxusartikel in Werbespots und auf meterhohen Plakatwänden angepriesen wird. Der Anwendungsbereich für Duftstoffe erstreckt sich weit über die eigentliche Parfumherstellung hinaus. Düfte beeinflussen viele Artikel des Alltagslebens, wie etwa Körperpflegeprodukte, Haushaltsartikel, Genussmittel wie Tee und Süssigkeiten und zum Teil sogar Produkte wie etwa Bekleidung oder sogar Benzin …

Diese Produkte zu parfümieren ist eine echte Herausforderung. Denn der Grundstoff, den der Duft überlagern soll, besitzt allzu oft seinen eigenen Geruch. Der Parfumeur muss daher wissen, wie man gleichzeitig die Qualitäten des Duftstoffes bewahrt und die Eigenschaften des Basisproduktes erhält, wie zum Beispiel Wirksamkeit, Textur und Farbe. Zudem werden diese Produkte möglicherweise Bedingungen ausgesetzt sein, die Umwandlungsprozesse in Gang setzen und den Geruch verändern können: Bei einem Weichspüler wäre das zum Beispiel Wasser, Hitze oder Kontakt mit dem Waschmittel. Chemikerinnen und Parfumeure erfinden daher Trennverfahren für den Duftstoff, mit deren Hilfe genauer kontrolliert werden kann, wann und unter welchen Bedingungen der Duftstoff verdampfen soll. Unser Geruchssinn soll zur richtigen Zeit stimuliert werden – nicht zu früh und nicht zu spät. Zu diesem Zweck setzt man unter anderem Parfum-Vorformen ein. Das sind dicke Moleküle, die sich unter bestimmten Bedingungen in zwei Duftmoleküle aufspalten. Eine weitere Möglichkeit sind Mikrokapseln, die abhängig von bestimmten Umweltbedingungen aufbrechen und dann ihren Duft verströmen.

Quelle: Firmenich / Redaktion SimplyScience.ch

Erstellt: 01.06.2017
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