Zahlen & Geschichte

Die IT-Pionierin Ada Lovelace

Aquarell, das ein Portrait von Ada Lovelace zeigt

Porträt von Ada King Lovelace, Countess of Lovelace, gemalt von Alfred Edward Chalon. Bild: Wikimedia Commons

Tochter eines Dichters, Mathematikerin und Programmiererin noch vor der Erfindung des Computers: Das war Augusta Ada King-Noel, Countess of Lovelace – auch bekannt als Lady Lovelace. Sie legte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Grundlagen für unsere heutige Informationstechnologie.

Ada Lovelace, geboren am 10. Dezember 1815 als Augusta Ada Byron, war die Tochter des englischen Dichters Lord George Byron und seiner Frau Lady Anne Isabella Milbanke. Einen Monat nach Adas Geburt verliess Lord Byron England und seine Familie. Er starb, als Ada acht Jahre alt war, und ohne dass ihn seine Tochter nochmals gesehen hatte.

Bildung für Mädchen: Im 19. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit

Adas Mutter, selbst eine gebildete Frau, engagierte sich für eine gute Ausbildung ihrer Tochter und versuchte, das Interesse des Mädchens an der Welt der Naturwissenschaften und Mathematik zu wecken. Ada sollte damit nicht auf eine Karriere in der Wissenschaft vorbereitet werden, die damals von Männern dominiert war; vielmehr wollte ihre Mutter wohl ein Gegengewicht setzen zur Poesie und zu allem, was an den abwesenden Vater erinnerte. Lady Milbanke stellte die besten Tutoren ein, um bei ihrer Tochter einen Sinn für die Wissenschaft zu kultivieren – eine ungewöhnliche Ausbildung für eine Frau zu dieser Zeit.

Ada war als Mädchen oft krank, was sie aber nicht daran hinderte, intensiv Naturwissenschaften, Musik und Mathematik zu studieren. Im Alter von 16 Jahren, im Jahr 1832, lernte Ada die schottische Mathematikerin Mary Somerville kennen. Zwischen den beiden Frauen entwickelte sich eine enge Freundschaft. Ein Jahr später stellte Mary Somerville sie dem Mathematiker Charles Babbage vor, der an einem Entwurf einer mechanischen Rechenmaschine für allgemeine Anwendungen arbeitete. Diese Begegnung sollte das Leben der jungen Ada auf den Kopf stellen.

Die „Analytische Maschine“ des Charles Babbage

Teil einer von Charles Babbage entwickelten mechanischen Rechenmaschine

Nur einzelne Einheiten von Charles Babbages Entwurf einer „Analytischen Maschine“ wurden jemals gebaut, doch das Programm von Ada Lovelace hätte darauf höchstwahrscheinlich funktioniert. Bild: John Cummings / Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0

Charles Babbage lud Ada ein, seine Entwürfe der „Analytischen Maschine“ (Analytical Engine) anzuschauen. Diese konnte Operationen wiederholen und Variablen gemäss einer auf Lochkarten geschriebenen Formel verarbeiten. Ada war fasziniert und arbeitete die nächsten zwanzig Jahre mit Babbage zusammen an der Verbesserung seiner Maschine. Sie war überzeugt von dem Potenzial des Automaten, nicht nur Zahlen, sondern auch Buchstaben zu verarbeiten. Es ist heute allgemein anerkannt, dass Babbages Entwurf (der nie vollständig gebaut wurde) funktioniert hätte. Erst 100 Jahre später wurden Computer entwickelt, die vergleichbare Anwendungen tatsächlich ausführten.

Als 19-Jährige heiratete Ada den Baron William King, später Earl of Lovelace. Er unterstützte die Interessen seiner Frau grundsätzlich, doch wurde sie in der Ehe nicht wirklich glücklich. Innerhalb von vier Jahren gebar sie drei Kinder und fand immer weniger Zeit für ihre mathematischen Studien. Später übernahm die Grossmutter die Erziehung der Kinder, und Ada Lovelace widmete sich mit Unterstützung des Mathematikers Augustus de Morgan fortgeschrittenen mathematischen Disziplinen, um die Grundlagen von Babbages Rechenmaschine noch besser zu verstehen. Im Jahr 1842 übersetzte sie einen Artikel von Luigi Menabrea über Babbages Analytische Maschine aus dem Französischen ins Englische und fügte Menabreas Text so viele Anmerkungen hinzu, dass der Artikel fast dreimal so lang wurde. Unter den Beispielen in ihren Notizen findet sich auch eine Methode zur Berechnung einer Folge von Bernoulli-Zahlen mit Hilfe der Analytischen Maschine: sozusagen ein erstes Computerprogramm. Obwohl Charles Babbage in den Jahren davor bereits ähnliche Programme entworfen hatte, wird Ada Lovelace wegen diesem Beitrag oft als erste Programmiererin der Geschichte bezeichnet. Sicher ist, dass sie ein tiefgreifendes Verständnis für das Programmieren hatte und Anwendungen der Rechenmaschine voraussah, die Babbage nie geplant hatte. So machte sie sich bereits Gedanken darüber, ob ein Computerprogramm unabhängig vom Menschen zu neuen Ergebnissen kommen könnte – eine Frage, die viel später bei der Entwicklung „künstlicher Intelligenz“ wieder hoch aktuell wurde!

Drei Fakten über die „Analytische Maschine“

  • Die Analytische Maschine hätte aus 55‘000 Teilen bestanden und wäre 19 m lang und 3 m hoch geworden. Sie sollte mit einer Dampfmaschine angetrieben werden.
  • Die Programmierung der Analytischen Maschine sollte mit Lochkarten erfolgen. Zur Zeit von Charles Babbage und Ada Lovelace wurden solche Karten in der Textilindustrie genutzt, um mechanische Webstühle zu steuern und kompliziert gemusterte Stoffe herzustellen.
  • Die Maschine sollte Zahlen auf bis zu 40 Dezimalstellen genau berechnen können. Charles Babbage war der Meinung, dass eine höhere Genauigkeit noch sehr lange nicht benötigt würde.
Zwei Stapel Lochkarten

Lochkarten für die Analytische Maschine von Charles Babbage. Bild: Karoly Lorentey/Wikimedia Commons, CC BY 2.0

Ideen, die ihrer Zeit voraus waren

Am 27. November 1852 starb Ada Lovelace im Alter von 36 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Für viele Jahre geriet ihre Arbeit in Vergessenheit. Erst Alan Turing entwickelte in den 1930er Jahren einen Rechner, der mit Symbolen und Zahlen arbeiten konnte. Die Leistung von Ada Lovelace wurde 1979 wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen, als das US-Verteidigungsministerium eine Programmiersprache „Ada“ nannte. Seither wurden viele weitere Organisationen und Auszeichnungen nach ihr benannt. Im Jahr 2009 fand zum ersten Mal der „Ada Lovelace Day“ statt, ein Tag zur Förderung von Frauen in der Welt der Wissenschaft, Technik, Technologie und Mathematik. Er wird seither jährlich am zweiten Dienstag im Oktober begangen.

Text: Redaktion SimplyScience.ch

Quellen:
(1) The first programmer ever: Ada Lovelace ft. Monsieur Caron. Scilabus, 1er septembre 2016
(2) Augusta Ada Lovelace. Futura Sciences, 2024
(3) Ada Lovelace (1815-1852), première programmeuse et pionnière de l'informatique - Bibliographie sélective. Bibliothèque Nationale de France, 2024
(4) [Femmes oubliées de l’histoire] Ada Lovelace. Université Paris Cité, 2024
(5) Camille Renard. Ada Lovelace, la première codeuse de l’histoire. RadioFrance, le mardi 7 mai 2019
(6) Ada Lovelace. Wikipédia, 17 juin 2024

Erstellt: 04.02.2025
Mehr