Körper & Gesundheit

Die Chemie der Schokolade

geröstete Kakaobohnen, Stücke von Kakaobutter, Kakaopulver

Bild: stock.adobe.com - mescioglu

Wusstest du, dass die Schweiz das Land mit dem höchsten Schokoladenkonsum pro Kopf ist? Im Durchschnitt verzehrt jeder Mensch hierzulande etwa 8,8 kg Schokolade pro Jahr! Und wusstest du, dass sich der grösste Schokoladenbrunnen der Welt in Kilchberg befindet, 20 Zugminuten vom HB Zürich entfernt? Er befindet sich im Lindt Home of Chocolate und ist unglaubliche neun Meter hoch!

„Schweizer Schokolade“ und warum wir sie lieben

Kakaobohnen stammen meist aus Afrika und Südamerika, doch Schokolade erlangte als echtes Schweizer Produkt weltweit grosse Bekanntheit. Warum das?

Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Qualitätsstandards, und das galt und gilt auch bei der Kunst der Schokoladenherstellung. Alles begann im frühen 19. Jahrhundert, als Louis Cailler 1819 als erster eine maschinelle Schokoladenfabrik eröffnete. Sein Schwiegersohn Daniel Peter entwickelte die weltweit erste Milchschokoladentafel, indem er dem Rezept Kondensmilch hinzufügte, und ebnete damit den Weg für die florierende Schokoladenindustrie der Schweiz. In der Schweiz gibt es heute 16 grosse und viele kleine und mittlere Schokoladenhersteller – sicher kennst du Namen wie Lindt, Toblerone, Sprüngli, Cailler, Villars oder Läderach.

Wie steht es nun um die Chemie der Schokolade?

Illustration: Juan Tamez (Übersetzung Redaktion SimplyScience.ch)

Der Inhaltsstoff der Schokolade, der angeblich positive Wirkungen hat, ist Theobromin. Diese Substanz stammt aus der Kakaobohne. Je dunkler die Schokolade, desto mehr Theobromin enthält sie. Milchschokolade enthält weniger als dunkle Schokolade, und weisse Schokolade ist „technisch gesehen“ nicht einmal Schokolade, da sie keine Kakaofeststoffe, sondern nur Kakaobutter enthält!

Theobromin ist ein Alkaloid. Diese Klasse von Substanzen wird von vielen Pflanzen produziert – auch von der Kakaopflanze. Schokolade ist die reichste natürliche Quelle für Theobromin, aber auch Kaffee und Tee enthalten kleine Mengen! Da Theobromin chemisch dem Koffein ähnelt und eine ähnlich stimulierende Wirkung auf unser Gehirn hat, wird Schokolade oft mit Kaffee kombiniert. Aber Vorsicht: Für Hunde und Katzen ist Theobromin giftig. Denk also unbedingt daran, deinen Vorrat ausserhalb der Reichweite von Haustieren aufzubewahren!

Theobromin ist jedoch nicht der Grund, warum Schokolade so ein Genuss für uns ist. Woran liegt es also? Könnte der Grund sein, dass Schokolade beträchtliche Mengen einer Verbindung namens Phenethylamin enthält? Diese veranlasst die Gehirnzellen dazu, Dopamin freizusetzen, einen Neurotransmitter mit Wohlfühleffekt. Allerdings baut unser Körper das Phenethylamin ab, bevor es unser Gehirn erreichen kann, so dass es unsere Stimmung wohl nicht wesentlich beeinflussen kann.

Der Hauptschuldige ist höchstwahrscheinlich eine viel häufigere Verbindung, nämlich Zucker – genauer gesagt, die Kombination von Zucker mit dem hohen Fettgehalt der Schokolade! Diese Kombination aktiviert das Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Solange wir Mass halten können, spricht nichts dagegen, sich diesen Genuss gelegentlich zu gönnen …

Text: Marie A. Perrin (Übersetzung Marie-Désirée Schlemper-Scheidt) und Redaktion SimplyScience.ch

Erstellt: 24.07.2024
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