Körper & Gesundheit

Der verschwitzte Mensch – eine Besonderheit der Evolution

Nahaufnahme des verschwitzten Gesichts einer jungen asiatischen Frau

Bild: Zenzeta - stock.adobe.com

Der Mensch schwitzt an Hitzetagen, beim Sport und in gewissen emotionalen Situationen. Aber warum eigentlich? Und wie ist das bei Tieren?

Schwitzen ist unangenehm. Ausser vielleicht, wenn man sich nach einem feucht-kalten Wintertag in der Sauna oder im Dampfbad aufwärmt und die Aussicht auf eine Dusche und angenehm trockene Kleider hat …

Geflecktes Hausschwein im Schlammbad

Hat keine Schweissdrüsen und muss sich deshalb anders abkühlen: Einem Hausschwein wird bereits ab etwa 18°C zu warm. Dann suhlt es sich im Schlamm, um seine Haut zu befeuchten und die Verdunstungskälte zu nutzen.

Aber generell können wir der Flüssigkeit, die unser Körper bei Hitze, körperlicher Anstrengung oder Stress absondert, nicht viel abgewinnen. Sie lässt unsere T-Shirts unter den Achseln durchfeuchten und das Make-up zerlaufen, und meist riecht man dabei auch nicht besonders angenehm. Wozu das alles?

Nun, Schweiss gibt es schon viel länger als moderne Sauberkeitsvorstellungen. Das Schwitzen dient der Wärmeregulation des Körpers und hat deshalb sogar eine lebenswichtige Funktion! Wenn der Schweiss auf der Haut verdunstet, wird der Umgebung Energie entzogen. Wir spüren das als sogenannte „Verdunstungskälte“ auf der Haut, unser Körper gibt Wärme ab. Diese Methode zur Temperaturregulation ist ziemlich einzigartig in der Natur: Der Mensch mit seiner grösstenteils nackten Haut ist eines der ganz wenigen Säugetiere, die schwitzen, um sich abzukühlen.

Tiere schwitzen kaum

Nahaufnahme von Hals und Kopf eines Rennpferdes mit Jockey

Eine Ausnahme unter den Säugetieren: Pferde schwitzen wie der Mensch und vermeiden so Überhitzung; nach einem Rennen müssen sie abgetrocknet werden. Bild: Andrea Geiss - stock.adobe.com

Fast alle anderen Säugetiere hecheln und kühlen ihren Körper mit Hilfe des verdunstenden Speichels. Das tun übrigens auch Vögel, sie „hecheln“ mit offenem Schnabel! Doch die Wärmeabgabe über die Zunge ist viel weniger effizient als diejenige über die gesamte Körperoberfläche.

Die meisten Säugetiere haben überhaupt keine Schweissdrüsen; Hunde und Hauskatzen beispielsweise nur an den Pfotenballen. Pferde sind eine Ausnahme: Sie schwitzen wie der Mensch am ganzen Körper und werden deshalb nach anstrengenden Ritten trocken gerieben, damit sie sich nicht erkälten. Man vermutet, dass die Fähigkeit zu schwitzen in der Evolution ein Vorteil war, da Tiere – und Frühmenschen! – mit effizienter Wärmeregulation leistungsfähiger waren und lange Strecken laufen oder rennen konnten, ohne zu überhitzen. Sowohl Pferd als auch Mensch sind also die geborenen Ausdauersportler im Tierreich!

Der Mensch besitzt etwa zwei bis drei Millionen Schweissdrüsen über den gesamten Körper verteilt, am meisten unter den Achseln, an den Fusssohlen und den Handflächen. Wenn es nicht heiss ist und man sich körperlich nicht stark betätigt, produzieren die Schweissdrüsen etwa 100–200 ml Schweiss am Tag. Bei sehr starker körperlicher Belastung und heissem Klima können es jedoch bis zu 4 Liter am Tag sein.

Chemische Reaktionen unter und auf der Haut

Junge Basketballspieler in der Turnhalle, Fokus auf Beine und Ballhand

Frischer Schweiss riecht nicht, aber in einer schlecht gelüfteten Turnhalle kann durchaus Schweissgeruch hängenbleiben. Bild: coachwood - stock.adobe.com

Schweiss besteht zum grössten Teil aus Wasser. Er enthält aber auch Salze und andere wasserlösliche Substanzen – hauptsächlich grosse, schwere Moleküle, die von der Luft nicht transportiert werden. Frischer Schweiss ist deshalb fast geruchlos, jedenfalls bei Kindern und in der Regel auch bei Erwachsenen. Ausgerechnet in der Pubertät sorgen jedoch hormonelle Vorgänge im Körper dafür, dass mit dem Schweiss flüchtige Stoffe ausgeschieden werden, die uns unangenehm in die Nase steigen …

Verbleibt der Schweiss längere Zeit auf der Haut, beginnt er bei fast jedem Menschen zu riechen. Er wird nämlich von Bakterien zersetzt, die natürlicherweise auf der Haut leben. Dabei entstehen kürzere Moleküle wie Buttersäure oder Ameisensäure, die säuerlich oder nach Käse riechen. Schwefelhaltige Stoffe erinnern uns an Zwiebeln oder exotische Früchte wie die Passionsfrucht.

Wie der Schweiss eines Menschen genau riecht, hängt davon ab, welche Bakterien auf seiner Haut vorkommen. Studien zeigten, dass sich diese Zusammensetzung bei Männern und Frauen unterscheidet. Es gibt aber auch Menschen, die fast keine oder gar keine Schweissdrüsen haben und deshalb auch weniger riechen, zum Beispiel viele Menschen asiatischer Abstammung.

Deo und Antitranspirant

Deos – sei es als Stift, Creme oder Spray – können die Schweissproduktion nicht verhindern. Sie enthalten aber oft antimikrobielle Wirkstoffe, so dass die Zersetzung des Schweisses verlangsamt wird, und Parfüm, um unangenehme Gerüche zu überdecken.

Antitranspirants verhindern zudem, dass der Schweiss an die Hautoberfläche gelangt. Sie enthalten Aluminiumsalze, die sich nach dem Auftragen im Schweiss auflösen und eine dünne Gelschicht vor den Ausgängen der Schweissdrüsen bilden. Dadurch wird die Menge des abgesonderten Schweisses mehrere Stunden lang reduziert.

Kristall-Deo und Deckel der Plastikhülle auf einer grauen Tischfläche

Alaunstein, ein Aluminium-Kalium-Sulfatsalz, wird schon seit Jahrhunderten bei kleinen Hautverletzungen eingesetzt und wirkt auch gegen geruchsbildende Bakterien. Heutzutage kann man Alaun als Kristalldeo kaufen. Bild: New Africa - stock.adobe.com

Duftstoffe als Signale

Schweiss dient allerdings nicht nur der Wärmeregulation, sondern sein Geruch beeinflusst auch unsere Wahrnehmung von anderen Personen. Im Tierreich sind Duftdrüsen weit verbreitet, Gerüche dienen als Signale für Artgenossen und spielen insbesondere eine grosse Rolle bei der Partnersuche.

Auch Menschen schwitzen nicht nur in der Wärme, sondern auch aus emotionalen Gründen: In Stress-Situationen wird schlagartig Schweiss freigesetzt, und zwar vor allem aus den sogenannten „apokrinen“ Schweissdrüsen, von denen wir besonders viele unter den Achseln haben. Diese sondern besonders viele Substanzen ab, die wir als Schweissgeruch wahrnehmen. Apokrine Schweissdrüsen sind ganz generell für unseren individuellen Körpergeruch verantwortlich, den wir auch mit bester Körperhygiene nicht völlig unterdrücken können. Das wäre auch nicht sinnvoll: Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, trägt der Duft einer Person dazu bei, ob wir uns mit ihr gut verstehen oder nicht. Er beeinflusst, ob „die Chemie stimmt“!

Erstellt: 08.10.2024
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