„Blubber“ unter der Haut und Packeis in der Nähe
Viele Geschichten und Legenden ranken sich um Narwale. Ausgestattet mit einer dicken Fettschicht unter der Haut – „Blubber“ genannt – leben sie hoch im Norden im arktischen Ozean, wo das Meer kalt und voller Eis ist. Man findet sie rund um Grönland und an den Küsten von Sibirien, Kanada, Alaska und Spitzbergen. Narwale schwimmen weiter nördlich als jede andere Walart, sogar weiter als die Belugas (Weisswale), ihre nächsten Verwandten. Die etwa 3–5 Meter grossen Narwale gehören zu den Zahnwalen und leben in Gruppen mit etwa 5–20 Mitgliedern immer in der Nähe des Packeises, wo sie vor menschlichen Beobachtern gut versteckt sind. Für Wissenschaftler ist es darum nicht gerade einfach, Narwale zu erforschen, und vieles ist noch unentdeckt im Leben des „Meeres-Einhorns“.
Das „Einhorn“ ist eigentlich ein „Einzahn“
„Einhörner der Meere“ – so werden Narwale nämlich auch genannt. Der Grund dafür befindet sich am Kopf der Narwal-Männchen: ein bis zu drei Meter langer Stosszahn aus Elfenbein (so wird das Zahnmaterial genannt) schraubt sich dort speerartig nach vorne. Er sieht etwas aus wie ein Horn, ist aber in Wirklichkeit ein unglaublich langer Eckzahn des Oberkiefers! Auch Narwal-Weibchen haben manchmal einen Stosszahn (etwa jedes siebte Weibchen), allerdings ist dieser kleiner als bei den Männchen. Die restlichen Zähne der Narwale sind oftmals nicht vollständig entwickelt. Die Tiere „saugen“ ihre Beute – Fische, Tintenfische, Krebse – wahrscheinlich mit Zunge und Lippen in den Mund.
Dominanzmerkmal oder Sinnesorgan?
Doch was nützt dem Narwal so ein langer Stosszahn? Das ist auch den Wissenschaftlern noch nicht ganz klar. Möglicherweise dient der Zahn als Dominanzmerkmal – also um zu erkennen, wer das beste und stärkste Männchen ist, ähnlich wie zum Beispiel das Geweih der Hirsche. Wahrscheinlich ist auch, dass der Stosszahn ein Sinnesorgan ist. In seinem Innern hat es nämlich etwa 10 Millionen Nervenenden, die den Zahn mit dem Gehirn verbinden und den Narwal vermutlich mit Informationen über das Wasser – Temperatur, Druck, Salzgehalt etc. – versorgen. Selten wurde bei Narwalen auch beobachtet, dass sie den Stosszahn in Kämpfen oder zum Durchbrechen einer Eisdecke einsetzen.