Beim Zeichnen einer Linie von links nach rechts oder umgekehrt kommt es kaum zu Schwierigkeiten, da die Bewegungsrichtung von Stift und seinem Spiegelbild gleich sind. Bei senkrechten Linie hingegen wird es komplizierter: Hier ist die Bewegungsrichtung umgekehrt. Um eine Linie zu zeichnen, die auf dem gespiegelten Bild von oben nach unten verläuft, musst du den Stift von unten nach oben ziehen. Diagonale Linie sind noch eine Spur schwieriger: Um eine Linie nachzuzeichnen, die im Spiegelbild von links unten nach rechts oben verläuft, musst du den Stift von links oben nach rechts unten bewegen.
Die Schwierigkeit liegt also in der Koordination von Auge und Hand. Es kommt zu Widersprüchen zwischen den verschiedenen Wahrnehmungssystemen – deine optische Wahrnehmung stimmt nicht mit dem überein, was die Stellungswahrnehmung deines Körpers dir über die Position deiner Hand vermittelt.
Diese Diskrepanz führt dazu, dass manchmal das eine und manchmal das andere Wahrnehmungssystem dominiert: Manchmal lokalisierst du deine Hand dort, wo du sie im Spiegel siehst, und manchmal lokalisiert du sie dort, wo du sie fühlst. Deine Leistung kann sich aber durch Übung verbessern. Es wird vermutet, dass es im visuomotorischen Koordinationssystem der optisch geführten Bewegungssteuerung zu einer Verschiebung der Richtungswerte kommt, dein Gehirn bei der Berechnung der Handposition also die neuen Erfahrungen miteinbezieht.