Die Menschheit wächst – und muss ernährt werden. Doch die Erde wird nicht grösser: Wasser und Anbauflächen sind beschränkt und die intensive Landwirtschaft laugt die Böden aus. Was tun? In die Höhe bauern! Bei der vertikalen Landwirtschaft (auf Englisch Vertical Farming genannt) werden Pflanzen auf mehreren Ebenen übereinander gestapelt angebaut. Das bedeutet weniger Platzbedarf für mehr Ertrag. Weil die vertikalen Farmen zudem in städtischen Gebieten angesiedelt sind, fallen damit auch lange Transportwege weg. Und weil sie in leerstehenden Industriehallen angelegt werden, nimmt der Anbau keine zusätzlichen Böden in Anspruch.
Das ist die Idee, die hinter Yasai steht. Seit 2020 baut das ETH-Spinoff auf einer Pilotfarm vor den Toren Zürichs Kräuter an. Die Pflanzen wachsen auf sechs Ebenen übereinander – nicht in Erde, sondern in nährstoffreichem Wasser. Auf jeder Etage wird alles, was sie für ihr Wachstum brauchen – Raumklima, Licht, Wasser, Nährstoffe –, automatisch gesteuert. Künstliche Intelligenz hilft dabei, die für jeden Pflanzentyp idealen Bedingungen zu schaffen. Weil die Anlage in sich geschlossen ist und die Luft gefiltert wird, braucht sie einen Bruchteil des Wassers, den ein „normales“ Gewächshaus verschlingt. Und sie kommt ganz ohne Pestizide aus, denn Schädlinge dringen hier keine ein. Der wunde Punkt ist der Energieverbrauch der Anlage: Der Einsatz von erneuerbarer Energie, Abwärme zum Heizen und energiesparenden Lampen soll das wettmachen.
Zum Gründerteam von Yasai gehören ein Architekt, ein Umweltingenieur und ein Banker. Seit kurzem ist die Betriebsökonomin Eldrid Funck dabei. Sie ist begeistert von der Idee der lokalen Produktion, die für sie zur intelligenten Stadt der Zukunft gehört – und beindruckt davon, dass die Kräuter des Jungunternehmens heute im Coop erhältlich sind. Ziel ist es, rund 20 Tonnen Kräuter pro Jahr in den Handel zu bringen. Denn gerade aromatische Kräuter werden meist über Tausende von Kilometern Distanz eingeflogen – ökologisch gesehen ein Riesenunsinn.