Portraits

Denise Meier, Game Designerin

Denise Meier. Bild: Raphael Ammann. © ZHdK

Denise Meier ist Game Designerin. Dass sie es wird, hätte sie sich eigentlich gar nicht zugetraut. Und möchte deshalb alle ermutigen, es ebenfalls zu versuchen.

Technoscope: Warum hast du dich für ein Studium im Bereich Game Design entschieden?

Denise Meier: Ich war lange auf der Suche, weil mich nichts wirklich begeisterte. Beim Berufsbildungszentrum bin ich dann auf die Möglichkeit gestossen, an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Game Design zu studieren. Da hat es gleich gefunkt: Kreativ, cool, interdisziplinär – das war es, was ich wollte.

War Gaming für dich schon vorher wichtig?

Im Gegensatz zu den meisten meiner Studienkolleg:innen war mir die Gaming-Welt vorher nicht besonders vertraut. Bei mir zu Hause galt Zeit am PC als verlorene Zeit, ich spielte lieber Brettspiele.

Welche Voraussetzungen müssen zukünftige Game Designer:innen deiner Meinung nach mitbringen?

Spezifische Anforderungen gibt es keine: Man muss weder unbedingt programmieren noch besonders gut zeichnen können – aber es schadet sicher auch nichts. Das Taffste am Studiengang Game Design an der ZHdK ist es, überhaupt aufgenommen zu werden – danach gibt es keine Prüfungen mehr. Mit etwa 18 Leuten sind die Klassen klein, da achtet die Jury vor allem darauf, dass sie wirklich gut zusammenpassen. Denn im Team kreativ zusammenzuarbeiten ist hier megawichtig: Die einen zeichnen, die anderen codieren oder können gut Geschichten erzählen und alle lernen voneinander. Bei mir haben wahrscheinlich die Motivation und die Kommunikation den Ausschlag gegeben: Mir fällt es leicht, ein Team zusammenzuführen und ein Projekt zu managen.

Was bedeutet Gaming für dich? Zeitvertreib, reines Vergnügen, ins Digitale übersetzte Freude am Spiel?

All das, aber noch viel mehr. Da sind zum Beispiel die "Serious Games" also Games mit Lerninhalten. Sie werden in der Rehabilitation eingesetzt, etwa nach einem Schlaganfall, oder machen als Wahlhilfen das Wählen einfacher. Auch im Alltag werden Games immer präsenter: Im Supermarkt Punkte sammeln und dafür belohnt werden, ist auch ein Game. Einer unserer Dozenten sagte immer, wir seien eigentlich "Drogendesigner": Wir bedienen den Spieltrieb der Menschen und verbinden ihn mit anderen Zwecken.

In den Spielen, die du (mit)entwickelt hast, gibt es erstaunliche Held:innen und viel Humor: Zum Beispiel Ottilie, eine ältere Frau, oder leicht trottlige Tauben. Wie kommt das?

Wir haben gelernt, die Augen offen zu behalten, nicht zu kopieren, was es schon gibt, und auch Ideen zu verfolgen, die nicht unbedingt massentauglich sind. Es sind ja schon genug heldenhafte weisse Männer als Frauenretter unterwegs. Das muss nicht unbedingt so bleiben. In der Welt der Indie-Spiele abseits der grossen Studios werden die Games vielfältiger und schaffen mehr Inklusion. Das ist mir wichtig.

Wie und wo geht es als Game Designerin nun weiter?

Mit Teamprojekten. Spiele zu entwickeln ist ungeheuer komplex – es ist fast unmöglich oder jedenfalls ungeheuer zeitaufwendig, es ganz allein zu tun. In der Schweiz arbeiten in solchen Teams in der Regel weniger als ein Dutzend Personen zusammen. Aber langfristig gesehen möchte ich, wie viele meiner ehemaligen Studienkolleg:innen, in der sehr lebendigen Schweizer Gaming-Start-up-Szene mit einer eigenen Firma Fuss fassen.

Erstellt: 30.06.2023
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