Was wäre die Schweiz ohne Wald? Unsere Landschaft würde ganz anders aussehen und viele Tiere und Pflanzen würde es hier nicht geben. Etwa ein Drittel der Schweiz ist von Wald bedeckt. Egal ob in den Bergen oder im Mittelland, Wald ist in allen Teilen des Landes anzutreffen.
Auch für uns Menschen ist ein gesunder Wald sehr wichtig. Er liefert Holz, speichert Wasser im Boden und befestigt diesen, schützt als Schutzwald Dörfer vor Lawinen und Steinschlägen, bietet vielen Tieren ein Zuhause, schluckt Lärm und reinigt die verschmutzte Luft. Wir können unsere Freizeit im Wald verbringen, die Ruhe geniessen oder vielleicht sogar einige der Waldbewohner erspähen. Doch ein Wald in unserer modernen Welt benötigt Pflege. Diese Aufgabe übernehmen die Förster für uns.
Der Förster
Schon seit Jahrhunderten nutzt und verändert der Mensch den Wald. Früher wurden die meisten Häuser aus Holz gebaut, auch geheizt und gekocht wurde mit Brennholz aus den Wäldern. Daher schrumpfte die Waldfläche teilweise dramatisch.
Heutzutage werden in der Schweiz nur so viele Bäume gefällt, wie nachwachsen können. Förster sorgen dafür, dass kranke oder alte Bäume gefällt und neue, gesunde Bäumchen gepflanzt werden. Der grösste Teil des Schweizer Waldes (etwa 70 %) ist sogenannter Wirtschafts- oder Kulturwald, in dem auch gesunde Bäume als Bau- oder Brennholz gefällt werden dürfen.
Es passiert also einiges in unseren Wäldern, und darum gibt es nur noch kleine Reste ursprünglichen "Urwaldes" in der Schweiz. Diese Urwälder wachsen seit Jahrhunderten weitgehend ohne menschlichen Einfluss und erneuern sich selbstständig. Man kann aber auch zuvor genutzten Wirtschaftswald wieder sich selbst überlassen. Man spricht dann von einem Naturwald.
Der Naturwald
In einem Naturwald findet keine Pflege des Waldes durch den Menschen mehr statt. Ein schönes Beispiel dafür sind die Naturwälder im Nationalpark der Schweiz. Seit hundert Jahren fallen alte oder kranke Bäume früher oder später um und werden anschliessend nicht vom Förster entfernt. Natürliche Störungen wie Stürme und Lawinen können auch grössere Waldflächen komplett entwurzeln. Dadurch haben Naturwälder viele verschiedene Gesichter. Einige Teile des Waldes sind uralt, andere wurden erst gerade von einer Lawine zerstört und wieder andere bestehen aus vielen kleinen nachwachsenden Pflanzen.
Natürlicher Kreislauf
Umgefallene und morsche Bäume sind ein Lebensraum für viele Organismen. Sie nicht zu entfernen bietet also vielen anderen Lebewesen einen Wohnraum. Schliesslich wird das organische Material von kleinsten Lebewesen (v. a. Bakterien und Pilzen) abgebaut. Diese Organismen übernehmen also die Aufgabe des Försters und entsorgen altes und krankes Holz. Zusätzlich werden die Nährstoffe so wieder für neue Pflanzen verfügbar. Damit schliesst sich der Nährstoffkreislauf.
Ein Naturwald funktioniert also auch gut ohne uns Menschen als Aufpasser. Er sieht für unser Auge zwar oft ein wenig unordentlich aus. Das gehört aber zu einem natürlichen Waldbild, und ein solch vielfaltiger Naturwald ist für viele Waldbewohner ein attraktiver Lebensraum.
Urwälder der Schweiz
Nicht nur in den Tropen gibt es Urwald – auch die Schweiz hat ihre Urwälder. Allerdings gibt es nur noch drei grössere Urwaldreste: den 600 ha grossen Bödmeren-Fichtenwald im Muotatal im Kanton Schwyz, den 22 ha grossen Tannen-Buchen-Urwald von Derborence im Wallis und den 9 ha grossen Fichtenurwald Scatlé bei Brigels in Graubünden. Diese Wälder sind vom Menschen nie wesentlich verändert worden und haben ihren natürlichen Charakter bewahrt. Zudem gibt es noch kleinere Waldflächen, die immer noch vom Menschen unberührt sind. Sie sind aber meist schwer zugänglich, und man findet sie an steilen Hängen.