Drohbriefe, gefälschte Unterschriften oder nachträglich abgeänderte Testamente: Es gibt verschiedenste Verbrechen, bei denen die Schrift – ob handgeschrieben oder gedruckt –, im Zentrum steht. Forensische Graphologen und Linguistinnen sind Kriminaltechniker,
die feststellen können, von wem ein Schriftstück oder Teile davon wann verfasst oder manipuliert wurden.
Verschiedenste Techniken kommen zum Einsatz. Mithilfe von chemischen und optischen Verfahren können beispielsweise Rückstände flüchtiger Substanzen nachgewiesen werden – das sagt viel darüber aus, wann etwas aufs Papier gebracht worden ist. Unter dem Mikroskop kommen Veränderungen in Tintenfarbe und Strichdicke ans Licht, unter der UV-Lampe werden, wie von Geisterhand, ausradierte Buchstaben wieder sichtbar, weil auch sie das Licht anders zurückstrahlen als unbeschriebenes Papier. Viel ist auch genaue Beobachtung und geduldiger Vergleich: Fällt ein bestimmtes Muster auf, wie der Schreiber Buchstaben oder Buchstabenteile verbindet oder wo im Wort er den Stift fester aufsetzt? Was sagen Wortschatz, Stil und Satzbau, Schreib - oder Kommafehler über seine Bildung, sein Alter, seine geografische Herkunft oder das Milieu aus, in dem er verwurzelt ist? Denn selbst wenn jemand seine Handschrift verstellt: Gewisse individuelle Merkmale verraten ihn trotzdem.