Körper & Gesundheit

Hygiene früher und heute

Chirurgin im Operationssaal

Eine Chirurgin im Operationssaal trägt Handschuhe – alles andere wäre bei uns heutzutage unvorstellbar. Bild: CanStockPhoto

Wie viele Male am Tag wäschst du deine Hände? Vor dem Essen und nach dem Gang aufs WC natürlich, und wenn du im Wald oder im Garten warst. Seit der Corona-Pandemie waschen wir die Hände noch häufiger – auch dann, wenn wir keinen sichtbaren Schmutz auf den Fingern haben: Denn die meisten Krankheitserreger sind Mikroorganismen, also so klein, dass wir sie nicht von Auge sehen können.

Völlig steril, das heisst frei von aktiven Mikroorganismen, ist unsere Umgebung nie. Das wäre auch weder nötig noch gesund! Unser Immunsystem braucht den regelmässigen Kontakt mit Umwelt-Keimen, damit es aktiv bleibt und Krankheitserreger wirkungsvoll bekämpfen kann. Ausserdem gibt es viele Mikroorganismen, die uns nicht schaden oder sogar nützlich für uns sind – und diese müssen natürlich nicht mit Desinfektionsmittel behandelt werden. Es ist aber klar, dass ansteckende Krankheiten viel weniger verbreitet werden, wenn sich die Menschen mit sauberen Händen begegnen, Küchengeschirr mit sauberem Wasser und Seife gereinigt wird und die Ärztinnen und Pfleger im Spital nur steriles Material verwenden.

Lange Zeit wussten die Menschen nicht, warum zwischen Hygiene und Krankheit ein Zusammenhang besteht. Je nach Kultur hatte „Sauberkeit“ ganz unterschiedliche Bedeutungen. Unser Wort „Hygiene“ leitet sich ab von Hygiéia, der griechischen Göttin der Gesundheit. Im antiken Griechenland und bei den Römern war es weit verbreitet, regelmässig und ausgiebig zu baden. Diese Kultur ging im frühen Mittelalter in Europa allerdings verloren.

Schwarz-weiss-Zeichnung von Häusern mit Toiletten-Erker

Auf diesem Plan von Zürich aus dem Jahr 1576 sieht man die aussen an den Häusern angebauten Toiletten-Erker. Sie waren unten offen, und die Fäkalien fielen auf eine Art Misthaufen im Hof. Bild: Wikimedia Commons

Andere Zeiten, andere Sitten

Im Lauf der Jahrhunderte wurde mal mehr, mal weniger Wert auf die Sauberkeit in den Strassen und die eigene Körperhygiene gelegt. Heute finden wir es eklig, wenn wir daran denken, dass die Menschen im 12. Jahrhundert all ihre Abfälle und den Inhalt ihrer Toiletten einfach auf die Strassen der Stadt warfen! Ebenso rümpfen wir die Nase, wenn wir an die Gebräuche der Renaissance denken: Im 17. Jahrhundert dachte man, beim Waschen könne das Wasser durch die Haut in den Körper dringen und ihn so mit Krankheiten infizieren. Darum wurde die sich bildende Schmutzschicht als eine Art „Körperschutz“ betrachtet. Körpergeruch wurde mit einer grossen Portion Puder und Parfüm bekämpft.

Mikroskop aus dem 17. Jahrhundert, Museumsstück

Eines der Original-Mikroskope des Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723). Leeuwenhoek war ein niederländischer Tuchhändler, der sich selbst das Bauen von Mikroskopen beibrachte und zu einem bedeutenden Naturforscher wurde. Er entdeckte die Mikroorganismen. Bild: Hnapel/Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Wissenschaftlicher Fortschritt für die Hygiene

Die Bedeutung von Hygiene wurde durch das medizinische und biologische Wissen bestimmt. Vor der Entwicklung von Mikroskopen im 17. Jahrhundert war es gar nicht möglich, Bakterien und andere einzellige Lebewesen überhaupt sichtbar zu machen. Doch es dauerte nochmals fast 200 Jahre, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass einige dieser Mikroorganismen krank machen und man ihre Übertragung durch Desinfektion verhindern kann. Es war der Chirurg Ignaz Semmelweis, der Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Spital in Wien durchsetzte, dass sich die Ärzte vor Untersuchungen und Operationen die Hände wuschen und desinfizierten. Damit rettete er zahlreiche Leben! Von nun an empfahl man auch die tägliche Körperpflege mit Wasser und Seife. So liessen sich viele Krankheiten eindämmen.

Erstellt: 20.12.2021
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