Zahlen & Geschichte

Fraktale: Entdecke die geometrische Schönheit der Natur!

Nahaufname der "Röschen" eines Romanesco

Der Romanesco-Kohl hat eine faszinierende Form – ein schönes Beispiel von Fraktalen in der Natur. Bild: sergojpg - stock.adobe.com

Was hat Gemüse mit Mathematik zu tun? In diesem Artikel zeigen wir dir Beispiele für spezielle geometrische Formen in der Natur, die man „Fraktale“ nennt. Und du kannst selbst eine fraktale Schneeflocke konstruieren!

Zwei Romanesco-Köpfe

Bei einem Romanesco-Kohl wiederholt sich die äussere Form in immer kleinerem Massstab. Bild: Emilio Ereza - stock.adobe.com

Fraktale sind geometrische Formen, die sich wiederholen, wenn man immer näher herangeht. In anderen Worten: Wenn du einen Ausschnitt aus der fraktalen Form vergrösserst, ähnelt der vergrösserte Teil der gesamten Form. Als Beispiel kannst du dir einen Tannenbaum vorstellen, von dem du einen grossen Ast heranzoomst und dabei immer kleinere Zweige erkennst, die sich wieder verzweigen und aussehen wie kleine Tannenbäume.

Romanesco-Kohl: ein essbares Fraktal!

Romanesco ist eine spezielle Blumenkohl-Züchtung. Sein „Kopf“ ist eines der schönsten Beispiele für ein natürliches, dreidimensionales Fraktal. Er besteht aus zahllosen grünen Kegeln, die an ihrer Oberfläche jeweils wieder Mini-Kegel tragen und so fort. Jedes Element ähnelt in seiner Form dem gesamten Kohlkopf.

 

Konstruktion einer Koch’schen Kurve, Teil 1

Konstruktion einer Koch’schen Kurve, Teil 1

Die Koch’sche Flocke – selbst konstruiert

Schneeflocken sind ein weiteres Beispiel für fraktale Formen, die in der Natur vorkommen. Der schwedische Mathematiker Helge von Koch beschrieb 1904 eine geometrische Form, die man heute „Koch’sche Flocke“ nennt. Du kannst sie Schritt für Schritt selbst zeichnen!

Als erstes schauen wir uns die Konstruktion der Koch’schen Kurve an:

  1. Zeichne mit Bleistift eine Strecke. Teile die Strecke in drei gleich lange Abschnitte.
  2. Konstruiere ein gleichseitiges Dreieck über den mittleren Abschnitt (das heisst, der mittlere Abschnitt ist die Basis des Dreiecks).
  3. Radiere die Basis des Dreiecks aus.
Konstruktion der Koch’schen Kurve, Teil 2

Konstruktion der Koch’schen Kurve, Teil 2

Die Form, die du nun vor dir siehst, besteht aus vier Abschnitten. Die Schritte 1.–3. werden nun für jeden der Abschnitte wiederholt:

  1. Teile jeden Abschnitt wiederum in drei gleich grosse Abschnitte.
  2. Konstruiere vier gleichseitige Dreiecke, eines in der Mitte jedes Abschnitts.
  3. Radiere die Basis der Dreiecke aus.
Konstruktion der Koch’schen Flocke (animiertes GIF)

Konstruktion der Koch’schen Flocke. Animation: António Miguel de Campos / Wikimedia Commons

Die Koch’sche Flocke erhält man, wenn man statt von einer Strecke von einem gleichseitigen Dreieck ausgeht. Die oben beschriebene Methode wird auf jede Seite des Dreiecks angewendet und beliebig oft wiederholt – oder so lange, bis du nicht mehr kleiner zeichnen kannst …

Du wirst eine Form mit zahlreichen, immer kleiner werdenden Spitzen und Spitzchen erhalten. In jedem Ausschnitt kannst du einen Teil der Ursprungsform erkennen, mit der du begonnen hast.

Teilgebiet der Mandelbrot-Menge

Ein Teil der Mandelbrotmenge, am Computer als Bild dargestellt und herangezoomt. Hübsch, oder? Bild: Wolfgang Beyer / Wikimedia commons, CC BY-SA 3.0 DEED

Die Geschichte der fraktalen Geometrie

Die Koch’sche Kurve ist über hundert Jahre alt. Der Begriff „Fraktal“ (vom lateinischen Wort für „gebrochen“) wurde aber erst 1975 von Benoît Mandelbrot geprägt.

Nach diesem Mathematiker ist die sogenannte „Mandelbrot-Menge“ benannt. Vereinfacht gesagt ist das eine Menge von Zahlen, die man mit einem Computerprogramm in ein Bild „übersetzen“ kann. Je länger der Computer rechnet, desto mehr Details entstehen – und die Details haben wieder ähnliche Strukturen wie die Ausgangsform. Dabei entstehen so fantastische Motive wie auf diesem Bild.

Farnblatt auf schwarzem Hintergrund

Das Blatt eines Farns: ebenfalls ein Beispiel für eine fraktale Form aus der Natur. Bild: by-studio - stock.adobe.com

Fraktale in Kunst und Wissenschaft

Kein Wunder, dass sich fraktale Computerbilder auf der Basis von solchen Algorithmen zu einer eigenen Kunstrichtung entwickelt haben! Auf der anderen Seite hat man fraktale Strukturen in immer mehr natürlichen Phänomenen entdeckt: in Wolken und Wirbelstürmen, im Verlauf von Küstenlinien oder an der Oberfläche von Geweben wie Lunge oder Darm. Die Rechenmethoden der fraktalen Geometrie helfen dabei, diese Phänomene besser zu beschreiben. Sie sind sogar in der Finanzmathematik nützlich!

Wenn du das nächste Mal am Wegrand ein Farnblatt siehst, hast du ebenfalls ein Fraktal gefunden. Erkennst du noch weitere fraktale Formen in deinem Alltag?

Erstellt: 18.01.2024
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