Tiere & Pflanzen

Evolutionäre Konvergenz: sehr ähnlich, aber nicht verwandt

Die Schale eines Ammoniten wird mit der Schale eines Nautilus verglichen: Sie sehen sich sehr ähnlich.

Diese zwei Formen ähneln sich sehr: links abgebildet ist ein Ammonit, rechts ein Nautilus. Sie haben gewundene Schalen und eine innere Struktur aus zahlreichen Kammern. Dank diesen und anderen Merkmalen können die beiden Tiere in dieselbe Gruppe eingeordnet und mit einem gemeinsamen Vorfahren in Verbindung gebracht werden. Bild: © OCC-SAP / JURASSICA

Warum sehen sich manche Arten sehr ähnlich, obwohl sie nicht miteinander verwandt sind? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick darauf, was evolutionäre Konvergenz bedeutet.

Ein Maulwurf kriecht aus der Erde

Maulwürfe sind gut an ihre Lebensweise in unterirdischen Gängen angepasst. Sie haben grosse Vorderpfoten mit kräftigen Krallen, um in der Erde zu graben. Ihre Augen sind winzig. Bild: santia3 – stock.adobe.com

Die Form von Fossilien hilft, sie zu identifizieren. Wir vergleichen ihr Aussehen und können sie dadurch in verschiedene Gruppen einteilen und bestimmen, wie verschiedene Arten miteinander verwandt sind. Ammoniten und Nautilusse sehen sich zum Beispiel sehr ähnlich, und beide gehören zur Gruppe der Kopffüsser. Aber Vorsicht! Dabei können Fehler passieren, denn die Anpassung an eine bestimmte Umgebung und Lebensweise kann dazu führen, dass sich nicht verwandte Tiere wie Zwillinge ähneln.

Tiere müssen Nahrung finden, um zu überleben und Junge zu bekommen. Bestimmte körperliche Merkmale und Verhaltensweisen erhöhen ihre Erfolgschancen. Jagt ein Wassertier Fische? Er wird wahrscheinlich kleine, scharfe Zähne und ein ziemlich langes Maul haben, das es ihm ermöglicht, viel Beute zu fangen. Lebt das Tier in unterirdischen Tunneln? Grosse Vorderpfoten sind effektiv zum Graben, während die Augen im Dunkeln weniger nützlich sind und sich zurückbilden werden.

Ein durch die Lebensumstände verändertes Erscheinungsbild

Individuen mit Merkmalen, die besser an die lokalen Lebensbedingungen angepasst sind, haben Vorteile, während andere Individuen eher sterben oder weniger Junge haben. So verändern sich die Eigenschaften einer Art im Laufe der Zeit (Wie entstehen neue Tierarten?), so dass sie immer besser an ihre Lebensbedingungen angepasst ist (Tierisches Versteckspiel): Dies wird als Evolution bezeichnet.

Zwei Arten, die in sehr ähnlichen Lebensräumen vorkommen und fast dieselbe Lebensweise haben, können nach und nach ein nahezu identisches Aussehen entwickeln. Man nennt dies evolutionäre Konvergenz (oder konvergente Evolution). Evolutionäre Konvergenz ist der Grund dafür, warum Arten, die nicht miteinander verwandt sind oder zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, manchmal sehr ähnlich aussehen.

Werfen wir einen Blick auf das Beispiel der Ichthyosaurier: Diese fossilen Meerestiere glichen einigen heutigen Tieren, sind aber nicht ihre Vorfahren!

Ein Reptil, das wie ein Fisch lebt

Es gab mindestens 80 Arten von Ichthyosauriern (griechisch: „Fischechsen“). Diese Reptilien waren an das Meeresleben angepasst und lebten hauptsächlich während der Jurazeit. Sie starben in der Kreidezeit vor 93 Millionen Jahren aus unbekannten Gründen aus. Ihre Vorfahren waren vierbeinige Landtiere, die sich an das Leben im Meer angepasst hatten. Die Schwanzflosse diente ihnen als Antrieb, die anderen Flossen nur zur Steuerung. Ichthyosaurier hatten sehr grosse Augen (bis zu 26 cm im Durchmesser, etwas grösser als ein Basketball!), die es ihnen ermöglichten, bei Dunkelheit gut zu sehen, zum Beispiel nachts oder auf dem Meeresgrund. Sie ernährten sich von Belemniten – Weichtieren, die länglichen Tintenfischen ähnelten –, Ammoniten, Weichtieren und Fischen. Sie waren lebendgebärend („vivipar“) und brachten ihre Jungen mit dem Schwanz voran zur Welt.

Delfin, Hai und Ichthyosaurier

Beispiel für eine evolutionäre Konvergenz von drei marinen Wirbeltieren: dem Delfin (Säugetier, oben links), dem Hai (Fisch, oben rechts) und dem Ichthyosaurier (ausgestorbenes Reptil, unten). Bild: m.letschert - stock.adobe.com / Walter Torres - pexels.com / dottedyeti - stock.adobe.com

Gleich und gleich ...

Die Lebensweise der Ichthyosaurier war derjenigen heutiger Delfine oder einiger Haie sehr ähnlich. Ihre Gestalt war daher ähnlich: ein länglicher und gut definierter Körper, der es ihnen ermöglichte, schnell zu schwimmen, und lange Kiefer, mit kleinen Zähnen gesäumt, zum Fangen von Fischen und anderen Beutetieren. Doch Ichthyosaurier sind Reptilien, Delfine sind Säugetiere und Haie sind Fische! Es besteht daher keine familiäre Beziehung zwischen ihnen. Dies ist ein Fall von evolutionärer Konvergenz. Entgegen der Redensart „Gleich und gleich gesellt sich gern“ lassen sich diese drei Beispiele von Tieren nicht in dieselbe Verwandtschaftsgruppe einordnen.

 

Erstellt: 17.06.2024
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