Energie & Kommunikation

Biokraftstoffe der 1. Generation: Tank oder Teller?

In grossen Anlagen werden bereits heute beachtliche Mengen Biosprit produziert und auf den Markt gebracht

In grossen Anlagen werden bereits heute beachtliche Mengen Biosprit produziert und auf den Markt gebracht. 3 % des gesamten im Jahr 2009 verbrauchten Treibstoffes wurde aus Biomasse hergestellt. Bild: Jim Parkin/Shutterstock.com

Das Erdöl wird auf Dauer knapp. Alternative Energiequellen müssen gefunden werden, doch die Suche erweist sich als nicht ganz einfach. Biokraftstoffe sollen als Lösung dienen. Einige davon werden bereits heute eingesetzt – man nennt sie Biokraftstoffe der 1. Generation.

Öl, Zucker und Stärke im Tank

Diese Biokraftstoffe werden aus Getreidepflanzen, Zuckerrüben/-rohr und Ölpflanzen wie Raps hergestellt – also aus Pflanzen, die uns auch ernähren. Man kann für die Biokraftstoffherstellung nur die essbaren Teile der Pflanzen wie Öl, Zucker und Stärke verwenden. Durch verschiedene Verarbeitungsschritte werden sie zu Biodiesel und Bioethanol (also Alkohol) umgewandelt, um schliesslich in unseren Tanks zu landen.

Die Herstellung von Bioethanol und Biodiesel

Die zucker- und stärkehaltigen Pflanzen werden in Behältern ohne Luft von Hefen und Bakterien in Ethanol (Trinkalkohol) umgewandelt, ähnlich wie bei der Herstellung von Wein oder Schnaps. Das Ganze wird „Gärung“ genannt. Um das Ethanol noch etwas reiner und konzentrierter zu bekommen, wird es anschliessend destilliert: Man erhitzt das „unreine“ Ethanolgemisch, das Ethanol verdampft und die Nebenprodukte bleiben zurück. Das dampfförmige Ethanol wird danach abgekühlt und wieder verflüssigt. Um es als Treibstoff zu gebrauchen, wird es dem Benzin beigemischt und kann sogar von gewöhnlichen Motoren verbrannt werden.

Aus den Ölpflanzen wird Biodiesel hergestellt, indem man sie zuerst auspresst und dann chemisch verändert. Biodiesel hat fast die gleichen Eigenschaften wie der aus Erdöl hergestellte „normale“ Diesel und kann mit Dieselmotoren entweder als Gemisch oder alleine verbrannt werden.

Pflanzen brauchen Platz zum wachsen – und Platz ist knapp

Die verwendeten Pflanzen wachsen wieder nach und entlassen bei ihrer Verbrennung nur so viel CO2 in die Atmosphäre, wie sie während ihrem Wachstum auch aufgenommen haben. Dies sind wichtige Eigenschaften für einen alternativen Kraftstoff, der dem Klimaschutz dienen soll. Doch die für die Biospritherstellung verwendeten Pflanzen brauchen auch Platz zum Wachsen. Und um Platz zu schaffen, werden zum Beispiel Urwaldflächen gerodet. Viele CO2-speichernde Bäume werden so zerstört und Tier- und Pflanzenarten bedroht. Ausserdem könnte man mit der zur Biokraftstoffherstellung verwendeten Anbaufläche auch etwas anderes machen: Nahrungsmittel produzieren!

Benzin statt Essen?

Die Weltbevölkerung wächst, viele Menschen haben zu wenig zu essen und es kommt immer wieder zu Hungerkatastrophen. Kann man es da verantworten, dass man aus Nahrungspflanzen Benzin statt Essen macht? Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach. Nahrungsmittelpreise werden von vielen Sachen beeinflusst, wie etwa von klimabedingten Ereignissen (extreme Dürreperioden etc.) und dem Preis für Erdöl, aber eben auch von der Nachfrage nach Biokraftstoffen. Der Verzicht auf Biosprit als alleinige Massnahme kann daher unser globales Ernährungsproblem nicht lösen. Aber um die Konkurrenz zwischen Tank und Teller etwas zu entschärfen ist es wichtig, dass die Biokraftstoffherstellung nicht nur aus essbaren Pflanzenteilen gelingt, sondern aus der ganzen Pflanze – dann könnte man auch Abfälle aus der Forst- und Landwirtschaft gebrauchen und so Benzin aus Stroh und Sägemehl herstellen: Biokraftstoffe der 2. Generation.

Erstellt: 19.12.2012

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