Technik & Materialien

Wie baut man eine E-Gitarre?

Bestandteile einer elektrischen Gitarre

Bestandteile einer elektrischen Gitarre. Bild: Relish Guitars

Die beiden jungen Gitarristen und Unternehmer Silvan Küng und Pirmin Giger haben seit 2010 an einer neuartigen Bauweise für E-Gitarren herumgetüftelt und sie schliesslich zur Marktreife gebracht. Inzwischen hat sich ihr Unternehmen Relish Guitars kontinuierlich weiterentwickelt.

Eine elektrische Gitarre besteht aus zwei Teilen, dem Hals und dem Body (Körper). Meist werden beide Teile aus Holz hergestellt. Der Hals wiederum ist aus dem eigentlichen Hals und dem Griffbrett zusammengesetzt. Es gibt verschieden Holzarten, die für den Bau von Gitarren geeignet sind; Hölzer, die sich allgemein gut für Instrumente eignen, nennt man „Klanghölzer“. Wir bei Relish Guitars Switzerland verwenden für den Hals Ahornholz, für das Griffbrett Bambus. Bambus ist noch kein übliches Material für Griffbretter; wir verwenden es, weil normalerweise geschützte Tropenhölzer verwendet werden. Dem wollen wir entgegenwirken, um die tropischen Wälder zu schützen. Bambus ist zudem härter und dichter als die meisten Tropenhölzer. Dies führt dazu, dass das Griffbrett weniger Feuchtigkeit (z.B. Schweiss) aufnehmen kann, was ein grosser Vorteil ist.

Für den Body einer elektrischen Gitarre gibt es ebenfalls verschiedene Bauarten und Materialien. Der herkömmlichste Body ist der Solid Body (fester Körper). Dieser besteht aus nur einem „Klotz“ Holz. Eine andere Bauart ist der Hollow Body (hohler Körper). Wie der Name schon sagt, ist dieser im Gegensatz zum Solid Body hohl. Es gibt aber auch noch etliche andere Konstruktionen von Gitarren-Bodies. Die elektrische Gitarre „Jane“ von Relish Guitars beispielsweise ist eine Sandwich-Konstruktion. Das heisst, es sind drei Lagen aufeinander geleimt. Die beiden äusseren Lagen besteht aus Holz, die mittlere aus Aluminium. Dies führt dazu, dass eine Gitarre von Relish anders und länger schwingt, was einen einzigartigen Klang erzeugt.

Vom Baum zur elektrischen Gitarre

Holzbretter für den Gitarrenbau

So erhält der Gitarrenbauer das Holz. Bild: Relish Guitars

Wie du bereits bemerkt hast, besteht eine elektrische Gitarre also hauptsächlich aus Holz. Nachdem der Baum vom Förster gefällt wurde, wird der Baumstamm in mehrere Bretter geschnitten. In dieser Form bekommt der Gitarrenbauer das Holz geliefert.

Gehobeltes Holz. Bild: Relish Guitars

Der Gitarrenbauer schneidet diese Bretter in die gewünschte Form: lange schmale Teile für den Hals und das Griffbrett, kurze breite Teile für den Body. Anschliessend wird das zugeschnittene Holz mit einer grossen Spezialmaschine auf die richtige Dicke und Breite gehobelt. Mit sehr scharfen Messern wird die Oberfläche des Holzes gehobelt, bis sie ganz glatt ist.

Der Hals wird in definitive Form gefräst. Bild: Relish Guitars

Von Hand oder mit Maschinen werden die Holzstücke dann in die endgültige Form gebracht.

Gefräste Gitarrenhälse

Fertig gefräste Hälse. Bild: Relish Guitars

Der Hals bekommt also zum Beispiel die typische Rundung auf der Rückseite und der Body die Form, die sofort erkennen lässt, dass es sich um eine elektrische Gitarre handelt.

Fräsen eines Gitarrengriffbretts

Das Griffbrett wird gefräst. Bild: Relish Guitars

Wenn der Hals und das Griffbrett soweit verarbeitet sind, werden sie miteinander verleimt.

Gitarrenhals mit Halsstab

Gitarrenhals mit Halsstab (blau). Bild: Relish Guitars

In den Hals wird gleichzeitig ein Halsstab aus Metall geleimt. Dieser Stab sorgt dafür, dass der Hals nicht krumm wird, auch wenn die Saiten daran mit einer Kraft von ca. 50 kg ziehen. Danach werden die Bünde auf dem Griffbrett befestigt.

Mit Schleifpapier und Feilen wird anschliessend die Oberfläche des Holzes ganz fein geschliffen, bis keine Spuren mehr von der Fräs- oder Hobelmaschine erkennbar sind. Auch kleine Unebenheiten und Kratzer werden durch das Schleifen entfernt.

Lackierte Gitarrenbodies trocknen

Lackierte Gitarrenbodies trocknen. Bild: Relish Guitars

Wenn die Oberflächen perfekt sind, werden sie lackiert. Dazu verwendet der Gitarrenbauer keine Spraydosen, sondern spezielle Geräte. Lack schützt das Holz vor Abnutzung, Feuchtigkeit und dem UV-Licht der Sonne. Wenn das Holz dem Sonnenlicht ausgesetzt wäre, ohne durch Lack geschützt zu sein, würde es sich verfärben und nicht mehr so schön aussehen.

Lack gibt es transparent (durchsichtig, so dass man das natürliche Holz noch sehen kann) oder in allen möglichen Farben. Wenn eine Gitarre farbig lackiert ist, erkennt man meistens gar nicht mehr, dass sich darunter Holz befindet. Es müssen mehrere (mindestens zwei) Lackschichten aufgetragen werden, bis die Oberflächen perfekt sind.

Der einzige aus Holz bestehende Teil der Gitarre, der nicht lackiert wird, ist das Griffbrett. Es wird stattdessen geölt, wodurch es angenehmer anzufassen ist. Jedoch muss man es immer wieder ölen – umso öfter, je öfter die Gitarre gespielt wird.

Elektrische Gitarre bereit für den Kunden. Bild: Relish Guitars

Sobald der Lack trocken ist, werden Hals und Body miteinander verschraubt oder verleimt. Schliesslich werden alle Hardware-Teile montiert. Die elektrischen Teile werden miteinander verlötet, die Tonabnehmer in den vorgesehenen Ausschnitten angeschraubt, die Mechaniken am Kopf befestigt und ganz zum Schluss die Saiten gespannt. Bevor die Gitarre jedoch gespielt werden kann, müssen die Saiten noch auf den zehntel Millimeter genau eingestellt werden, damit die Gitarre keine unerwünschten Nebengeräusche erzeugt und die Töne richtig klingen. Wenn also ein Gitarrist ein C spielen will, dann muss die Gitarre auch haargenau ein C erzeugen.

Jetzt muss die elektrische Gitarre nur noch an einem Verstärker angesteckt werden, und es kann endlich losgerockt werden!

Quelle: Silvan Küng, Relish Guitars

Erstellt: 22.08.2014
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