Technoscope: Macht die KI die Künstler:innen überflüssig?
Sabine Himmelsbach: Auf keinen Fall!
Warum nicht?
KI schöpft immer nur aus bereits Vorhandenem, aus den Trainingsdaten, mit denen sie gefüttert wurde. Das kann spannend sein – aber den Ausschlag gibt der menschliche Input. Es sind diese "Prompts" (Handlungsanweisungen), die aus dem vorhandenen Material etwas herauskitzeln. Die Kreativität liegt also immer noch beim Menschen. Das zeigt sich auch bei den "Prompt Battles", wo es darum geht, wer einer KI die schönsten oder überraschendsten Bilder entlocken kann.
Von allein kann die KI nicht kreativ sein?
Für mich ist das die falsche Frage. Es geht nicht darum, Mensch und Maschine gegeneinander auszuspielen. KI ist ein Medium, das Künstler:innen nutzen. Ein Werkzeug, mit dem sie arbeiten und das, wie andere technische Tools, ihre künstlerische Palette erweitert. Spannend ist, zu sehen, was Mensch und Maschine gemeinsam schaffen können.
Und was ist mit den Kunstkritiker:innen? Könnte die KI die ersetzen?
Eine KI kann sehr sinnhafte Texte konstruieren. Aber eine menschliche, reflektierte Antwort auf zeitgenössische Kunst kann sie nicht ersetzen. Letztendlich ist der Begriff "Intelligenz" einfach falsch, zumindest im Moment noch. Eine KI weiss ja gar nicht, was sie schreibt. Sie ist ein Tool zur Datenanalyse und Mustererkennung. Ich würde deshalb hoffen, dass Kunstkritik weiterhin von jemandem verfasst wird, der weiss, wovon er spricht.