Das Laktase-Gen ist ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Herkunft die Steuerung unserer Gene beeinflusst. Das Laktase-Gen auf Chromosom 2 enthält den Befehl, Milchzucker in kleine verdaubare Teile aufzuspalten. Dieses Gen ist bei allen gesunden Menschen (und Säugetieren) in der Säuglingszeit eingeschaltet. Somit wird das als Laktase bezeichnete Enzym produziert, das uns hilft, den Milchzucker aus der Muttermilch zu verdauen und zu verwerten.
In Europa können auch viele Erwachsene ohne Probleme Milch konsumieren
Ursprünglich hat die Natur vorgesehen, dass bei Erwachsenen, die sich normalerweise nicht von Milch ernähren, keine Laktase mehr gebildet wird. Konsumieren Menschen ohne aktives Laktase-Gen Milch, verursacht der unverdaute Milchzucker Verdauungsprobleme; man spricht dann von einer Laktose-Intoleranz (Laktose ist die wissenschaftliche Bezeichnung für Milchzucker). Dass bei uns bis ins hohe Alter problemlos Milch getrunken werden kann, ist auf eine natürliche Mutation zurückzuführen. Die bewirkt, dass sich das Laktase-Gen nicht abschaltet.Wieso konnte sich aber bei gewissen Völkern, beispielsweise bei den Europäern, die Mutation durchsetzen, aber bei anderen nicht? Vor einigen tausend Jahren begann der Mensch in Europa, Viehherden zu halten und deren Milch als Nahrungsmittel zu verwenden. Von diesem Lebensstil besonders profitieren konnten Individuen mit einer Laktase, die auf Grund der Mutation auch im Erwachsenenalter funktionierte. Dieser so genannte Selektionsvorteil führte dazu, dass in der westeuropäischen Bevölkerung heute mehr als 70% der Erwachsenen ein funktionsfähiges Laktase-Gen haben und Milchzucker verwerten können.
Laktose-Intoleranz bei Menschen in asiatischen Ländern
Im Vergleich mit Europa spielte die Milchviehzucht in vielen asiatischen Ländern eine untergeordnete Rolle. Das Laktase-Gen der Menschen in diesen Regionen konnte im Erwachsenenalter getrost und ohne Nachteile abgeschaltet werden. Viele Erwachsene südostasiatischer Herkunft haben deshalb Probleme beim Konsum von Milchprodukten. Eine Laktose-Intoleranz kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein; oft treten bei entsprechend angepassten Essgewohnheiten kaum Symptome auf.