Das Molekül, das natürlicherweise in Weidenblättern vorkommt und verantwortlich ist für die beobachtete schmerzlindernde Aktivität, heisst Salicylsäure. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man, dass es verändert werden kann, indem man chemisch eine Acetylgruppe anhängt. Die Acetylsalicylsäure, das Aspirin, war geboren. Aspirin wird vom Körper viel besser aufgenommen als Salicylsäure, kann oral eingenommen werden und ist sehr wirksam gegen Schmerzen und Fieber. Der Erfolg war enorm.
Aspirin ist heute das meisteingenommene Medikament der Welt
Jährlich werden etwa 100 Milliarden Aspirintabletten eingenommen. Doch Aspirin kann schwerwiegende Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt haben (wie Magengeschwüre) und beeinträchtigt die Blutgerinnung. Dank jahrelangen Forschungen kann man diese Nebeneffekte heute erklären.
Das Aspirin gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika. Diese Kategorie von Medikamenten beinhaltet Schmerzmittel, die entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd wirken. Dadurch können sie auch in der Rheumatherapie eingesetzt werden, woher die Gruppe ihren Namen bekommen hat. Genau wie die anderen nichtsteroidalen Antirheumatika hemmt Aspirin eine Klasse von Proteinen mit Namen Cyclooxygenasen. Im menschlichen Körper gibt es verschiedene Formen von Cyclooxygenasen, vor allem COX1 und COX2. Diese ähneln sich stark, haben jedoch unterschiedliche biologische Funktionen und kommen nicht in denselben Organen vor. COX1 spielt eine wichtige physiologische Rolle bei der Gerinnung des Blutes und beim Schutz der Magenwand, während COX2 verantwortlich ist für die Entstehung von Schmerzen und anderen Symptomen einer Entzündung.
Auf der Suche nach einem Medikament mit weniger Nebenwirkungen
Da Aspirin COX1 und COX2 ohne Unterschied hemmt, zeigt es zwar die gewünschten schmerzlindernden und fiebersenkenden Effekte, führt aber auch zu unerwünschten Wirkungen auf den Magen und die Blutgerinnung. Für andere nichtsteroidale Antirheumatika gilt dasselbe; sie haben in unterschiedlichem Ausmass ähnliche Folgen.
Anfang dieses Jahrtausends wurden neue Moleküle entwickelt, die spezifisch das COX2-Protein hemmen. Diese gehören zur Familie der Coxibe, einer Untergruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika. Durch ihre Spezifität für das COX2-Protein haben die Coxibe die gewünschten anti-entzündlichen Effekte, jedoch verursachen sie keine Nebenwirkungen auf Magen oder Blut.