Entgegen seinem Namen ist Bernstein, auch Succinit genannt, in Wirklichkeit kein Stein (im Sinne eines Minerals), sondern uraltes, hart gewordenes Baumharz. Sein Gewicht ist viel geringer als das der meisten Mineralien: Er ist nur wenig schwerer als Süsswasser und schwimmt in Salzwasser. Bernstein zählt zu den ältesten und beliebtesten Schmuck- und Heilsteinen. Wenn er poliert ist, glänzt seine Oberfläche und er hat oft eine „bernsteinfarbene“ – also honiggelbe – Farbe, kann aber je nach Art auch rot, weiss, braun und sogar grünlich oder bläulich schimmern. Bernstein hat seinen Namen vom niederdeutschen Wort „börnen“, was „brennen“ bedeutet. Wenn man ihn anzündet, brennt er leicht und verströmt dabei einen angenehmen, aromatisch harzigen Duft. Die Römer gaben dem Bernstein den lateinischen Namen „succinum“, was mit „Saft“ übersetzt werden kann. Denn sie vermuteten bereits, dass der honiggelbe Schmuckstein eigentlich aus Baumsaft besteht.
Wasser schützt das Harz vor der Zersetzung
Die ältesten Bernsteine sind über 300 Millionen Jahre alt, doch die meisten entstanden vor etwa 50 Millionen Jahren. Damals gab es auf der Erde riesige Urwälder, in denen vor allem Kiefern, Fichten und andere Nadelbäume wuchsen. Diese Bäume stellen Harz her, eine klebrige, flüssige Masse, mit der sie Verletzungen verschliessen. An der Luft wurde das Baumharz vor Jahrmillionen hart und löste sich manchmal als Tropfen oder grösserer Brocken vom Baum, um auf den Waldboden zu fallen. Hier trocknete das Harz ein, und normalerweise zersetzte es sich. Doch wenn der Harzklumpen ins Wasser gelangte, wurde durch den fehlenden Luftsauerstoff die Zersetzung gestoppt.
Naturplastik an Ostseestränden
Flüsse trugen das Harz ins Meer, wo es langsam im Meeresboden eingebettet wurde. Durch den Druck der Sedimentschichten wurden die Klumpen während Jahrtausenden härter und dichter, um schliesslich zu Bernstein – fossilem Harz – zu werden. Anders als bei Versteinerungen wird die Harz-Matrix dabei nicht durch Mineralien ersetzt. Bernstein ist also ein organisches Material und gehört chemisch gesehen zu den Polyestern – er ist so etwas wie ein „Naturplastik“.
Bernsteinstücke werden heute meistens an Küsten gefunden, beim Fischen mit einem Netz, beim Tauchen oder auch einfach am Strand. Das weltweit berühmteste und grösste Fundgebiet liegt an der Ostsee. Der dort vorkommende Bernstein wird „Baltischer Bernstein“ genannt. Fossiles Baumharz ist aber auch ausserhalb Europas als Bernstein erhalten geblieben.
Inklusen – der klebrige Tod
Baumharz ist nicht nur klebrig, es duftet auch intensiv und kann zu einer tödlichen Falle für angelockte Insekten und andere kleine Tiere werden. Denn manchmal bleiben sie darin kleben, können sich nicht mehr befreien und werden bald von einem nachfliessenden Harztropfen überdeckt. So eingeschlossen bleiben die Tiere – oder auch herabfallende Pflanzenteile, Pilze oder Flechten – für Jahrmillionen erhalten. Man nennt solche Bernsteine mit Inhalt „Inklusen“. Sie sind sehr wichtig für die Wissenschaft, denn sie konservieren ihren „Schatz“ mit allen Details. Bei anderen Fossilien sind oftmals nur bestimmte Teile des Organismus erkennbar.
Dinosaurier-DNA aus Mückenblut?
Allerdings sind die Inklusen auch nur perfekte Abbildungen der eingeschlossenen Lebewesen. Die toten Tiere zersetzen und verflüssigen sich nämlich im Inneren des Bernsteins trotzdem – übrig bleibt nur eine hauchdünne Hülle, die am Bernstein klebt und uns die Intaktheit des Wesens vorgaukelt. Forschern ist es darum bisher auch nicht gelungen, DNA aus diesen Jahrmillionen alten Tieren zu isolieren, denn dazu scheint die Menge an noch vorhandenem genetischem Material zu gering zu sein. Das Züchten von Dinosauriern durch DNA aus dem Blut von in Bernstein eingeschlossenen Stechmücken funktionierte darum nur in Steven Spielberg’s Film „Jurassic Park“.
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