Aromatiseure spielen mit Molekülen, den winzigen Teilchen in einem Lebensmittel, die von unserer Nase als Geruch und auf der Zunge als Geschmack wahrgenommen werden. Ihre Arbeit bewegt sich zwischen Gastronomie und Chemie: Von den Chemikerinnen werden Nahrungsmittel analysiert und einzelne Aroma-Moleküle isoliert, während die Köche ihre Vorstellung von einem idealen Geschmack einbringen. Aus der Palette von einzelnen Aromen komponieren die Aroma-Fachleute dann die passende Mischung für jedes Nahrungsmittel.
Dabei ist vieles eine Frage des Geschicks bei der Dosierung, denn zahlreiche Moleküle in dieser Palette haben in Wahrheit mehrere Seiten. Ein spannendes Beispiel ist das Molekül mit dem Namen Thioacetylsylvan. Es kommt natürlicherweise in der Passionsfrucht oder bestimmten Traubensorten vor, und tatsächlich schmeckt es in kleinen Mengen nach exotischen Früchten. Bei etwas höherer Konzentration enthüllt das Molekül ein Schokoladenaroma. Der eigentliche Verwendungszweck dieses Aromas bei voller Dosierung ist jedoch ein ganz anderer: Dann riecht es nach gebratenem Speck und wird gebraucht, um den Geschmack von Rind- oder Pouletfleisch nachzuahmen! Selbst ein einzelnes Molekül kann also bereits ganz unterschiedliche Perspektiven eröffnen.
Von der Komposition zur aromatischen „Performance“
Aroma-Fachleute müssen neugierig und weltoffen sein und sich damit auskennen, was in verschiedenen Ländern gern gegessen wird. So können Lebensmittel auf unterschiedliche Märkte abgestimmt werden. In Deutschland mag man beispielsweise Erdbeergeschmack, während man in Italien oder gar in China gut darauf verzichten kann. Es braucht einiges an Erfahrung, um den „idealen Geschmack“ für ein Produkt zusammenzumischen, doch damit ist die Arbeit nicht abgeschlossen: Eine Aroma-Expertin muss auch die „Performance“ eines Geschmacks kontrollieren, also deine Empfindung in dem Moment, in dem du das Lebensmittel verzehrst.
Für die Performance eines Aromas, also wie ein Aroma wirkt, sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: Einerseits die Zusammensetzung des Nahrungsmittels, in dem das Aroma verwendet wird, andrerseits aber auch seine Fabrikationsetappen, die Dauer und Bedingungen seiner Aufbewahrung, seine Zubereitungsart und schliesslich die Art, wie es konsumiert wird – kurz, der ganze Weg, den das Produkt von der Fabrik, wo das Aroma zugesetzt wurde, bis zu deinem Teller zurücklegt.