Die Chronotypen
Die innere Uhr wird von Hormonen gesteuert und richtet sich natürlicherweise nach dem Stand der Sonne. Wie das genau funktioniert erfährst du im Artikel Jetlag – wenn die innere Uhr auf den Kopf gestellt wird. Der Stand der Sonne ist aber für alle Menschen in unserer Umgebung gleich und folgt einem 24-Stundentakt. Wieso haben dann deine jüngeren Geschwister oder deine Eltern einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus als du?
Neben den äusseren Einflüssen, hat unser Körper einen Eigenrhythmus, der bestimmt zu welcher Zeit wir wach werden, wann unsere Leistung ihren Höhepunkt erreicht und zu welcher Stunde uns am Abend die Augen zufallen. Dieser Rhythmus ist bei jedem Menschen individuell und wird zumindest teilweise von dem genetisch beeinflussten Chronotypen vorgegeben. Es gibt den Frühtypen (Lerche) und den Spättypen (Eule). Während die Lerche sich schon früh aus den Federn macht, läuft die Eule erst gegen Abend zu ihrer Höchstform auf. In den extremsten Fällen geht die Eule erst zu Bett, wenn die Lerche schon wieder aufsteht, etwa um vier Uhr in der Nacht. Man kann jedoch nur sehr wenige Menschen diesen extremen Formen zuordnen, meistens zeigen wir einen Mischtypen, zum Teil Normalfall genannt, auf. So wurden in einer Studie mit 5600 Jugendlichen nur 11% Lerchen und 9% Eulen eindeutig identifiziert.
Veränderung des Chronotypen in der Pubertät
Die Chronotypen sind nicht nur vererbbar, sondern auch veränderbar. Im Laufe unseres Lebens verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus. Während Kinder eher Lerchen gleichen, entwickeln sich Jugendliche und junge Erwachsene zwischenzeitlich zu Eulen und im höheren Alter wieder zurück zu Lerchen. Jugendliche sind daher am Morgen häufiger müde und können dafür bis spät in die Nacht aufbleiben. Die Gründe für diese Umstellung sind noch nicht geklärt, es wird aber vermutet, dass sowohl hormonelle als auch soziale Veränderungen eine Rolle spielen. Dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung neuer Freizeitaktivitäten am späteren Abend. Auch der mit zunehmendem Alter vermehrte Gebrauch von Smartphones, Tablets und Computern vor dem Einschlafen hat einen Einfluss auf unseren Schlafrhythmus. Das ausgestrahlte Tages- bzw. Blaulicht verzögert die Ausschüttung von Melatonin, dem Hormon, das den Schlaf fördert. Der gesamte Schlaf-Wach-Rhythmus kann sich dadurch verschieben.
Social-Jetlag
Manche Eulen hinken dem von ihrem Umfeld vorgegebenen Zeitplan hinterher. Wenn die Arbeit oder die Schule ein frühes Aufstehen verlangen, dann fühlen sie sich oft müde und nicht leistungsfähig. Dieses Phänomen wird von Schlafforschern „Social-Jetlag“ genannt, da die Auswirkungen, wie Schlafdefizite und Müdigkeit, dem Gefühl gleichen, das wir erfahren, wenn wir in eine andere Zeitzone reisen, in der der Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht unserem Rhythmus entsprechen.