Die Weichen werden gestellt
Rosalind Franklin wurde am 25. Juli 1920 in London in einer angesehenen jüdischen Familie geboren. Bereits mit sechs Jahren wurde die junge Rosalind von einer Verwandten folgendermassen beschrieben: „Rosalind ist erschreckend schlau, aus reinem Vergnügen verbringt sie ihre ganze Zeit mit Arithmetik und ihre Rechnungen stimmen immer.“ Die Eltern von Rosalind wollten ihr eine gute Ausbildung ermöglichen und ihre Fähigkeiten fördern. So trat Rosalind 1923 in die St. Paul’s Tagesschule ein. Die Leiterin dieser Schule setzte sich dafür ein, dass Frauen auch ausserhalb des Haushalts tätig sein können.
Rosalind interessierte sich vor allem für Chemie, Physik und Mathematik. Schon im Alter von 17 Jahren wurde sie in die britische Universität Cambridge aufgenommen, wo sie ihr Studium der Naturwissenschaften 1941 abschloss.
Franklins Kohle-Forschung im 2. Weltkrieg
Franklins jüdische Familie engagierte sich während des 2. Weltkriegs für die Flüchtlinge aus Deutschland. Sie selbst widmete sogar ihre Forschungsarbeit einem kriegsrelevanten Thema. Sie erforschte die Mikrostruktur von Kohle und wie diese am effizientesten genutzt werden kann. Sie veröffentlichte fundamentale Studien darüber und erlangte aufgrund dieser Forschung 1945 ihren Doktorgrad an der Universität Cambridge. Nach dem Doktorat zog Franklin nach Paris und vertiefte sich in die Röntgenkristallographie.
Die Arbeit mit der DNA beginnt
1951 wurde Franklin eine Forschungsstelle in der Abteilung Biophysik, am Kings College London angeboten. Franklin wurde dort zusammen mit Maurice Wilkins der Strukturaufklärung der DNA zugeteilt. Denn zum damaligen Zeitpunkt war zwar bekannt, dass die DNA existiert, nicht aber wie sie aufgebaut ist. Dies zu erforschen war nun Franklins und Wilkins gemeinsame Aufgabe. Die beiden hegten keine grossen Sympathien füreinander und versuchten sich aus dem Weg zu gehen. Dies beruhte zum Teil auf dem Missverständnis, dass Wilkins Franklin als seine Hilfsassistentin betrachtete. Zur gleichen Zeit arbeiteten an der Cambridge Universität zwei weitere Forscher an der Strukturaufklärung der DNA: James Watson und Francis Crick. Sie sollten schon bald von Franklins Eifer und Erfolg in der Röntgenkristallographie profitieren.
Mysteriöses Bild mit der Nummer 51
Franklin machte zusammen mit ihrem Doktoranden Gosling grosse Fortschritte in der röntgenografischen Untersuchung der DNA und somit in der Strukturaufklärung der DNA. Das berühmte Röntgenbild 51 der DNA entstand. Darauf sind dunkle Flecken, die ein X formen, zu erkennen, welche von erfahrenen KristallographInnen eindeutig als Helix erkannt werden. Ohne Franklins Wissen, teilte Wilkins diese Entdeckung Watson und Crick mit. Wilkins Erklärungen, dass die DNA eine Doppelhelix-Struktur besitze, füllte bei Watson und Crick eine Wissenslücke. Dies erlaubte ihnen ihr theoretisches Model der DNA-Struktur zu vervollständigen und zu veröffentlichen. Kurz darauf publizierten Franklin und Wilkins ihre experimentellen Forschungsergebnisse und bestätigten damit das Modell.
Die Zeit nach dem Kings College und Franklins früher Tod
Franklin kehrte dem ungeliebten Kings College bald den Rücken. Sie wechselte zum Birkbeck College und beschäftigte sich mit der Mikrostruktur von Kohle und der Erforschung des Tabakmosaikvirus. Auch in diesen Forschungsfeldern war sie erfolgreich und sie wurde nun als hervorragende Wissenschaftlerin wahrgenommen. Franklin starb am 16. April 1958 an Eierstockkrebs. Watson, Crick und Wilkins erhielten 1962 den Nobelpreis für die Aufklärung der DNA-Struktur.
Als Frau war es schwieriger
Zu Franklins Lebzeiten fanden an der Universität und insbesondere in den Naturwissenschaften Studentinnen und Dozentinnen weniger Anerkennung als ihre männlichen Kollegen und sie wurden offen diskriminiert. Privat wurde Franklin als fröhlich und umgänglich beschrieben, doch beruflich zeigte sie sich auch schroff und ungeduldig. Dies, zusammen mit der allgemeinen skeptischen Haltung gegenüber Frauen in den Naturwissenschaften und Franklins Verzicht auf eine eigene Familie, trug dazu bei, dass Franklin auch während ihrer Karriere mit mangelnder Akzeptanz zu kämpfen hatte. Lange Zeit herrschte ein negatives Bild von Franklin, vor allem aufgrund von Watsons Schilderung in seinem Buch „Die Doppelhelix“, welches 1969 veröffentlicht wurde. Obwohl Franklin mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatte, liess sie sich nicht von ihrer Forschung ablenken. Franklins Ansehen ist inzwischen wiederhergestellt worden. Crick selbst hat nach Franklins Tod eingestanden, dass die Strukturaufklärung der DNA ohne ihren Beitrag nicht möglich gewesen wäre.
- Zulassung zum Studium am Cambridge College: 1869 für Frauen und 1871 für Juden
- Stimmrecht britischer Frauen: 1928