Erde & Umwelt

Wenn das Eis bebt

Installation eines Seismografen in Grönland

Ein Forscher installiert einen Seismografen in Grönland. Bild: Schweizerischer Erdbebendienst

Erdbeben sind uns wohlbekannt, doch wusstest du, dass es auch sogenannte Eisbeben gibt? Hier erfährst du, weshalb Wissenschaftler solche Eisbeben registrieren und erforschen.

Gletscher auf allen Kontinenten

Glacier de l'Homme, La Meije (FR)

Die Neigung des Gletschers „Glacier de l’Homme“ auf dem Berg La Meije im französischen Isère ist äusserst steil. Zahlreiche Gletscherspalten sind sichtbar. Bild: Noémie Frezel

Ein Gletscher besteht aus angehäuftem Schnee, der die in ihm enthaltene Luft unter dem Druck seines eigenen Gewichts austreibt und eine kompakte Masse bildet. Daraus wird später Eis.

Gletscher gibt es auf allen Kontinenten. Durch ihre Erforschung lernen wir einiges über die Geschichte der Erde. So prägten Gletscher unsere heutigen Landschaften massgeblich mit und spielen immer noch eine wichtige Rolle im Wasserkreislauf.

Seit dem 19. Jahrhundert werden auf der ganzen Welt und insbesondere in der Schweiz Daten zu Gletschern erhoben. Auch Grönland wird speziell beobachtet, da es sich dabei um den weltweit zweitgrössten Gletscher nach der Antarktis handelt. Seit einiger Zeit überwacht zusätzlich noch ein besonderes Phänomen: Die „Eisbeben“.

Messgeräte auf dem Gletscher

Hohe Markierungen kennzeichnen die Lage der Messinstrumente im Eis. Bild: Schweizerischer Erdbebendienst

Überwachung der Gletscher

Gletscherbeobachtungen beinhalten verschiedene Parameter wie die Temperatur und Zusammensetzung des Eises. Dank Satellitenbildern können die Glaziologen den Zustand der Gletscher über verschiedener Zeiträume vergleichen.

So können wir sehen, dass sich die Gletscher in den letzten Jahren stark verändert haben. Die Seismologie (Erdbebenkunde) erlaubt uns ausserdem, den Gletschern „zuzuhören“ und so zu verstehen, was in ihrem Innern vor sich geht. Dafür nutzen Wissenschaftler sogenannte Seismografen, welche Eisbeben registrieren. Die Sensoren werden über ein Bohrloch ins Eis eingeführt. Allerdings können die Messinstrumente durch Gletscherbewegungen verschoben oder durch Schneefall verdeckt werden. Hohe Markierungen an der Oberfläche des Eises erleichtern den Forschern, ihre Position wiederzufinden. Diese Markierungen sind mit einem GPS-Geräten ausgestattet, die ihre Position präzise bestimmen.

Ursachen von Eisbeben

  • Gletscher sind in ständiger Bewegung. Eis ist nachgiebig und verhält sich ähnlich wie eine Flüssigkeit, die langsam zu Boden sinkt. Schwere Regenfälle oder ein Abschmelzen der Gletscher führen dazu, dass sich das Wasser am Grund des Gletschers sammelt und eine Art Teppich bildet, die den Gletscher vorantreibt. Da sich der Grund schneller fortbewegt als der darüberliegende Teil, kommt es zu Reibungen und damit zum Auftreten von Knack- und Reibgeräuschen.
  • Je nach Form des Tals bewegt sich der Gletscher nicht überall mit gleicher Geschwindigkeit. Es kann sein, dass die Seitenflächen abgebremst werden oder schneller gleiten. All diese Bewegungen führen zur Entstehung von Rissen.
  • Sind die Risse besonders gross, kommt es zum Absturz von grossen Eisblöcken. Auf festem Untergrund werden diese Séracs genannt. Auf dem Meer führen sie zur Entstehung von Eisbergen: Ein grosser Eisklotz trennt sich vom Rest des Gletschers und fällt ins Meer.
Merkmale eines Gletschers

Entdecke den Gletscher unter diesem Link. Bild: Schweizerischer Erdbebendienst

Jedes Ereignis erzeugt ein anderes Signal, das die Seismologen analysieren können. Eisbeben unterscheiden sich von Erdbeben und besitzen ihre eigenen Merkmale. In den alpinen Gletschern wird mehrheitlich leises Geknirsche registriert, und die Stärke der Beben ist eher schwach. Im Gegensatz dazu konnte der Absturz gigantischer Eisberge in Grönland über hundert Kilometer hinweg registriert werden und führte zu einem viel längeren Signal als jenes eines Erdbebens.

Eisbeben haben ausserdem einen saisonalen Rhythmus: Sie kommen häufiger vor, wenn die Temperaturen steigen und der Schnee schmilzt, doch jeder Gletscher hat seinen eigenen Rhythmus. Studien zeigen auch, dass die Beben insgesamt immer häufiger werden. Grund dafür dürfte die Klimaerwärmung sein, welche die Schneeschmelze beschleunigt und die Gletscher destabilisiert.

Die seismologische Überwachung der Gletscher könnte es ermöglichen, Katastrophen wie diese des Gletschers von Gionna im Jahr 1818 vorherzusagen und zu verhindern.

Hier findest du ein Video zur Gletscherkatastrophe von Gionna (VS) im Jahr 1818.

Weitere Quellen:

Erstellt: 14.03.2018
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