Grundsätzlich kennen Mineure zwei unterschiedliche Arten, um einen Tunnel freizulegen: den "konventionellen" und den "maschinellen" Vortrieb. "Die Wahl der Vortriebsmethode hängt mit den Gebirgsverhältnissen, den Erschliessungsmöglichkeiten, den Umweltbedingungen und den wirtschaftlichen Gegebenheiten zusammen", sagt Thomas Rohrer, stellvertretender Leiter Tunnel- und Trasseebau bei der Alp-Transit Gotthard AG. Unter "konventionellen" Methode versteht man meist Sprengungen. Dafür werden zuerst Sprenglöcher in den Felsen gebohrt und diese mit Sprengstoff beladen. Danach wird das Loch gesprengt und die freigelegte Zone belüftet und gesichert. Erst danach können die Mineure mit dem "Schuttern" beginnen, mit dem Abtransport des weggesprengten Steins. Der konventionelle Vortrieb wird heute meist bei kurzen Vortriebsstrecken von wenigen Kilometern eingesetzt und bei besonders hartem Gestein. Im Fall des Gotthard-Basistunnels wurden der Abschnitt Sedrun, die Zugangsstollen und -schächte für die Mineure sowie die Querschläge durch Sprengungen und mit Baggern ausgebrochen.
400 Meter lange Bohrmaschinen
Bedeutender für den Tunnelbau ist heute der maschinelle Vortrieb mit Tunnelbohrmaschinen (TBM). "Im Gotthard-Basistunnel konnten dank guten Felsbedingungen und den langen Distanzen gleichzeitig vier Tunnelbohrmaschinen rund 75 Prozent des gesamten Tunnelsystems ausbrechen", erklärt Rohrer. Die Mineure nannten die TBM liebevoll "Sissi", "Heidi" und "Gabi" (I und II). Dies obschon die Maschinen über 400 Meter lang waren, bis zu 2'700 Tonnen wogen und von zehn Motoren mit jeweils 350 kW angetrieben wurden (insgesamt 4'700 PS). Hergestellt wurden die Einzelteile der TBM in Süddeutschland. Bis zu 30 Millionen Schweizerfranken kostet ein solches Gerät. Zusammengesetzt wurde sie anschliessend direkt auf der Baustelle in riesigen unterirdischen Kavernen. Danach waren die Maschinen durchschnittlich während 320 Tagen im Jahr in Betrieb und wurden von einem 17-köpfigen Team im Schichtbetrieb betreut.
Wichtigster Teil der TBM ist ihr Bohrkopf; ein grosses Rad aus Metall mit einem Durchmesser von bis zu 20 Metern (beim Gotthard-Basistunnel bis zu 9,58 Meter). Auf diesem Rad sind so genannte Rollenmeissel installiert. Ein solcher besteht aus drei beweglichen Rollen mit Schneidelementen, wie spitzen Metallzähnen oder Hartmetallstiften. Die Rollenmeissel drehen sich und werden mit grossem Druck an den Felsen gepresst, wodurch die Druckfestigkeit des Gesteins überschritten wird und dieses vom Fels herausbricht. "Sissi" zum Beispiel presste 66 solcher Rollenmeissel mit bis zu 26 Tonnen auf den Fels. Das herausgebrochene Gestein wurde durch ein Schaufelrad an der Hinterseite des Bohrkopfs aufgefangen, auf ein Förderband gekippt und damit aus dem Tunnel auf eine Abraumhalde transportiert.