Doch Gletscher sind nicht nur als einer der wirksamsten Touristenmagnete der Schweiz wichtig: Ihr Wachsen und Schrumpfen hat auch ihre Landschaften geformt. Sie schliffen Felsen ab, gruben Täler, und wo sie sich zurückzogen, füllten Seen die ehemaligen Gletscherbecken. Riesige Felsbrocken, die sie talwärts transportiert hatten, blieben als "Findlinge" zurück. Und von den Gletscherzungen mitgeschobener Schutt, Geröll und Kies lagerten sich als hüglige Moränen ab.
So richtig wachsen konnten die Schweizer Gletscher zum letzten Mal während der kleinen Eiszeit um 1850. Die gesamte Gletscherfläche betrug damals rund 1700 km² – das entspricht in etwa der Grösse des Kantons Zürich. Seither ist die mittlere Temperatur in der Schweiz um fast zwei Grad gestiegen und die Gletscher schmelzen wieder. Seit 1985 hat sich ihr Rückgang so stark beschleunigt, dass die Hälfte der fast 1500 Schweizer Gletscher innerhalb der nächsten 30 Jahre zu verschwinden droht. Damit geht auch eine riesige Wasserreserve buchstäblich den Bach runter: Rund 17 Prozent der Schweizer Trinkwasserreserven sind im Gletschereis gebunden.
Die Wissenschaft hat Gletscher längst als sensible Klimaindikatoren anerkannt. In der Schweiz ist es das Schweizerische Gletschermessnetz (Glamos), das ihre Bewegungen und Veränderungen beobachtet, misst und genau dokumentiert, u.a. mit Fotos oder Luft- und Satellitenaufnahmen, die heute mit modernsten digitalen Methoden automatisiert ausgewertet werden.