Yumi ist noch sehr jung, aber am Weltwirtschaftsforum in Davos (WEF), wo sich die Grossen und Mächtigen dieser Welt treffen, war er schon. Yumi ist kein Spitzenpolitiker, kein Industriechef und kein Popstar, dennoch haben ihm am WEF alle den Hof gemacht. An seinem Aussehen kann es nicht liegen: Er ist eher klein und seine Arme sind überproportioniert lang, wenn auch sehr beweglich.
Nein, was alle besticht, ist sein Wesen: Yumi ist aufmerksam, extrem lernfähig, geschickt, fleissig und bescheiden. Er erledigt selbst monotone und gefährliche Aufgaben gewissenhaft und folgt jeder Anweisung ohne Murren. Und sobald er den kleinsten Widerstand fühlt, steht er stockstill. Denn Yumi ist so gebaut, dass er niemandem weh tun kann. Gebaut? Ja, denn Yumi ist ein Roboter, besser: der Vorzeigeindustrieroboter des Schweizer Technologiekonzerns ABB.
Der vernetzte, leicht bedien- und programmierbare Yumi zeigt, in welche Richtung die Robotik sich entwickelt. Vorbei die Zeiten, wo man Industrieroboter hinter Gitter und Lichtschranken steckte, damit sie für die Menschen in ihrer Umgebung nicht zur Gefahr wurden. Mit den wuchtigen Blechkameraden von früher, die ihre Kräfte nicht dosieren konnten und manchen Unfall verursachten, haben die intelligenten Roboter von heute wenig zu tun.
Neue Materialien wie Gummi oder Silikon geben ihnen eine weiche Oberfläche. Kameras ermöglichen, dass sie ihre Umgebung wahrnehmen und ihr Verhalten entsprechend anpassen können. Der Menschen- oder Tierwelt abgeschaute Körperformen und Gliedmassen machen sie beweglich. Yumi beispielsweise ist so fingerfertig, dass er eine Nähnadel einfädeln oder ein ganzes Smartphone präzise zusammenbauen kann.
Roboter für den Menschen
Doch in Zukunft werden Roboter wohl nicht nur in der Industrie eng mit dem Menschen zusammenarbeiten, sondern vielleicht bald auch in Spitälern und Seniorenheimen. Um jedoch Roboter dort einzusetzen, wo sie mit besonders verletzlichen Menschen zu tun hätten, ist nicht nur die Technik
gefragt. Damit sie zum Helfer und Gefährten wirklich taugen, sollten bei ihrer Entwicklung auch die Direktbetroffenen mitreden: die Pflegenden und die Menschen, die auf Pflege angewiesen sind.