Körper & Gesundheit

Wie wirkt eigentlich Aspirin?

Aspirintabletten

Aspirin - eines der bekanntesten Schmerzmittel. Es wird nicht nur in Tablettenform oder als Pulver hergestellt, sondern kommt auch in vielen Kombinationspräparaten vor – also in Medikamenten, in denen verschiedene Wirkstoffe gemischt sind. Bild: CanStockPhoto

Aspirin – dieses Medikament ist schon so lange in Gebrauch und so bekannt, dass sein Name beinahe als Synonym für „Schmerzmittel“ verwendet wird. Es gibt inzwischen einige Alternativen, die man gegen Kopfschmerzen und Fieber einnehmen kann. Doch Aspirin hat vielfältige Wirkungen und wird deshalb auch in anderen Bereichen eingesetzt.

Schmerz ist eine normale und wichtige Warnfunktion unseres Körpers, aber daran denken wir oft nicht: Denn Schmerz ist eben einfach lästig. Ausserdem kann er dazu führen, dass wir uns anspannen und verkrampfen und die Ursache des Schmerzes umso hartnäckiger bestehen bleibt. Da legt man sich manchmal gern zur Erholung mit einem schmerzstillenden, fiebersenkenden Medikament ins Bett! Das war schon immer so, nur hatten die Menschen während Jahrtausenden nichts anderes als pflanzliche Präparate. Der Saft von Weiden beispielsweise war schon im antiken Griechenland als Mittel zur Linderung von Fieber und Schmerzen bekannt, und auch die Germanen und Kelten im Norden kochten die Weidenrinde und verwendeten ihre Extrakte als Heilmittel. Was man damals natürlich noch nicht wusste: Hauptwirkstoff der Weidenextrakte ist ein bestimmter Stoff, das Salicin. Es wurde nach dem lateinischen Namen für die Weidengewächse – Salicaceae – benannt. In der Leber wird das Salicin zu Salicylsäure umgewandelt. Diese ist die eigentlich wirksame Substanz.

Eines der ersten modernen Medikamente

Die chemische Struktur von Acetylsalicylsäure

Die chemische Struktur von Acetylsalicylsäure (ASS), besser bekannt unter dem Handelsnamen Aspirin. Bild: CanStockPhoto

Als es 1874 gelang, Salicylsäure grosstechnisch herzustellen, begann die Erfolgsgeschichte der synthetischen Medikamente. Die reine Salicylsäure war allerdings schlecht verträglich und hatte zu viele Nebenwirkungen; in dieser Form hätte man das Medikament nicht vermarkten können. Der Durchbruch gelang erst gut zwanzig Jahre später, als man die Herstellungsmethoden und den Wirkstoff selbst verbessert hatte: Salicylsäure konnte nun in Acetylsalicylsäure (ASS) umgewandelt werden. Diese greift den Magen viel weniger an als der Ursprungswirkstoff und wurde ab 1899 unter dem Markennamen Aspirin verkauft. Dieses Medikament ist also schon bald 120 Jahre alt und war jahrzehntelang das wichtigste Schmerzmittel.

Entzündung, Fieber und Schmerzen

ASS hemmt im Körper die Bildung bestimmter Hormone, der Prostaglandine, die bei Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle spielen. Entzündungen sind oft die Ursache für eine Schmerzreaktion im Körper. Auch Fieber ist eigentlich eine Entzündungsreaktion. Deshalb lindert ASS nicht nur Schmerzen, sondern hilft auch gegen Entzündungen und Fieber. Für diese Entdeckung bekamen zwei schwedische und ein britischer Forscher 1982 sogar den Nobelpreis für Medizin.

Wirkung und Nebenwirkung …

Eine weitere Wirkung von ASS ist die Hemmung der Blutgerinnung, das Blut wird also „flüssiger“. Ist dies nun aber eine Wirkung oder eine Nebenwirkung? Wenn man plötzlich Nasenbluten bekommt, nachdem man eine Kopfwehtablette geschluckt hat, ist das ganz klar ein unangenehmer Effekt … Auch vor einer Operation darf man aus verständlichen Gründen keine Acetylsalicylsäure einnehmen. Jedoch ist die blutverdünnende Wirkung von ASS sehr nützlich, wenn jemand Arteriosklerose hat, also eine „Verkalkung“ der Blutgefässe: Dann hilft dieses Medikament zu verhindern, dass die Blutgefässe verstopfen. Wenn es über längere Zeit in kleinen Mengen eingenommen wird, kann es in solchen Fällen also einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen.

Wie oben erwähnt, sind Magenbeschwerden eine weitere bekannte Nebenwirkung von ASS, auch wenn sie nicht so schwer ausfallen wie beim Ausgangsstoff Salicylsäure. Auch das hat mit den Hormonen zu tun, deren Wirkung ASS hemmt: Sie kontrollieren nämlich unter anderem die Magendurchblutung und die Produktion von Magensäure. Deshalb sollte man ASS nicht auf leeren Magen einnehmen. Und wenn wir schon bei den Nebenwirkungen sind: Kinder sollten Aspirin bei einer Viruserkrankung gar nicht und Jugendliche nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen. Dies ist eine Vorsichtsmassnahme, da die Einnahme von Aspirin mit dem seltenen, aber lebensbedrohlichen Reye-Syndrom in Verbindung gebracht wird. Erwachsene scheinen dafür sehr viel weniger anfällig zu sein.

Dennoch hat sich Aspirin – bei richtiger Anwendung und Dosierung! – über Jahrzehnte in verschiedenen Bereichen als äusserst nützliches Medikament erwiesen. Eigentlich erstaunlich, denn es ist ein chemisch relativ einfaches Medikament und wurde seit seiner Erfindung nicht wesentlich weiterentwickelt. Inzwischen gibt es vom Wirkstoff ASS längst zahlreiche Generika, also Medikamente, die chemisch identisch sind, aber unter anderen Namen vertrieben werden. Zudem ist ASS Teil vieler Wirkstoffmischungen. Seit 1977 steht Acetylsalicylsäure sogar auf der „Liste der unentbehrlichen Arzneimittel“ der Weltgesundheitsorganisation WHO!

Ungewöhnliche Anwendungen für Aspirin

Die folgenden Verwendungsmöglichkeiten für Aspirin sind nicht auf dem Beipackzettel erwähnt. Wir geben keine Gewähr ab, dass sie funktionieren …

  • Schweissflecken oder Blut lassen sich aus T-Shirts entfernen, wenn man Aspirintabletten pulverisiert, mit Wasser mischt und die Paste einige Minuten einwirken lässt.
  • Dieselbe Paste aus zerkrümeltem Aspirin und Wasser lässt Pickel und Mückenstiche kleiner werden und weniger rot erscheinen.
  • Eine Aspirintablette, aufgelöst in 3–4 Litern Wasser, ergibt eine Lösung, die Blumen in der Vase länger frisch hält und Gartenpflanzen resistenter gegen Schädlinge machen soll.
Osterglocken in der Vase
Erstellt: 16.03.2016
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